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CAPE MC CLEAR

11.07.2012

2 YEARS ON THE ROAD!

Im aquamarin-blau glitzernden See spiegelt sich der gleissende Sonnenball, das kristallklare Wasser schlägt leise Wellen, der goldene Sand schimmert perlmuttfarben und bunt-gestreifte Fische glucksen ein blubberndes „Hello“.

Während zwei stumme Katamarane im Koralle-Maisgelb-Mix an uns vorbeisegeln, nippe ich am selbstgebastelten Papaya-Kokos-Rum-Drink, erfreue mich am gebatikten Farbverlauf desselben, neige meine Ohrmuscheln dem sanften Reggae-Sound zu, der von der Fat-Monkey-Beach-Bar herübertröpfelt und freue mich hemmungslos beschickert über unser heutiges Event: 2 Years on the Road!

Was haben wir nicht alles erlebt! Gesehen! Gelacht! Gelernt! G(B)ewundert! Genossen! Bestaunt! Natürlich auch gelitten, geweint, Heimweh gehabt und Probleme überwunden! Doch keinen einzigen Tag der 24 Monate möchte ich missen. Jede Träne, jede Entbehrung, jede Herausforderung, jede Münze Bares, jeder Tropfen Schweiss war´s wert! Billionen Bilder, schimmernde Erinnerungen ruhen im Inneren meiner Seele wie glänzende Murmeln. Für immer.

Doch trotzdem, oder gerade deswegen: ich weiss, ich freue mich nun auch wieder auf Zuhause. Mein Zuhause. Meine Heimat. Meine Familie in der Nähe. Meine Freunde ums Eck. Ein echtes, eigenes Zuhause. Eins mit Dach über dem Kopf. Mit Türe, mit Klingel, Wohnzimmer und Küche und Couch und Dusche. Irgendwann dann wieder. Neuerdings erwache ich nur allzu ungern aus duftenden 3-stöckigen Bäckerei-Träumen, in denen meine Taschen und Bäckchen prall mit Brezeln und Himbeerkuchen, Kürbiskern- und Vollkornsemmeln, Windbeuteln und Käsekuchen, Körnerbroten und Apfeltaschen gefüllt sind. Das konzentrierte Gaumenschmaus-Glück!

Bevor ich allerdings in diesem, meinem beschickerten Zustand nun zu melancholisch werden, nimmt an dieser Stelle mein Bericht vom wunderbaren Malawi-See und vom heutigen denkwürdigen Tag auch sein abruptes Ende, denn, ja was soll ich sagen: ich muss weg. FEIERN gehen! Jetzt. Sofort und gleich.

Also Prost, Cheers, Juhu & Danke, dass DU mit uns dabei bist und ein vereinigendes Servus an alle, die jetzt intuitiv zeitgleich mit mir auf unser aller flammend-aufregendes, prismareich Regenbogen-schimmerndes, abenteuerlich-wunderbares, fantastisch-sagenhaftes Panorama des menschlichen Real-Kaleidoskop-Lebens anstossen!

KANDE BEACH

13.07.2012

Jonathans Gedanken zum Leben

„Do you know Mahadonna?“ - „You mean the Soccer-Player, from Argentina?“ - „No. The american singer. Ma-ha-donna. She adopted kids from Malawi!“ - Dann macht Jonathan vom Kande-Beach eine kurze Pause, in der er unwirsch die dünne Hand durch die heisse Luft schlägt.

Dunkle Glutaugen blicken uns an, auf dem gelben T-Shirt flimmert der Comic-Druck und Mickey Mouse bebt, als der Strandverkäufer ein harsches: „NOT GOOD!!“ hinterherschiebt, „Ma-ha-donna, she has her own pussy! She can have her babies! Not ours.“

Pamm! Das ist mal ein Statement, und das vom alleinerziehenden Vater Jonathan, der es einfach nicht glauben will, dass er mit uns kein Geschäft machen wird. „You can have everything from me!“ sprudelt es aus im heraus, die weissen Zähne blinken auf und die Augen werden groß: „You know: this, and that – firewood, bracelets, silverrings, trousers, fabrics, statues, drawings, paintings (alles zwischen 1000-5000 KW), girls (200 KW!) and, you know...I rrrreally, rrrrreally have everrrything! - EVERRRYTHING!!!“.

„Buy something!“, fordert er uns am dritten Tag schon etwas zu aufdringlich auf „I have a son to feed. No wife anymore“. „Where is your wife?“ fragen wir. „Where she is?“, wiederholt er rhetorisch. „Gone. She is gone. Another lover! - That is life, man!“

Zwischendrin google ich mal Infos zu Malawi und werde nicht nur auf Wikipedia.de fündig. Hier also zum Schlauerwerden: wir befinden uns im Herzen Afrikas, wie sich Malawi gerne auf Werbe-Plakaten betitelt. Um die 14 Millionen Einwohner leben im Land. Mit einer Fläche von um die 30.000 km² ist der Lake Malawi das drittgrößte Binnengewässer Afrikas. Laut Wikipedia bringt eine Frau in ihrem Leben hier durchschnittlich 6,3 Kinder zur Welt bei einer Lebenserwartung von 47,1 Jahren. Die insgesamt 13 verschiedenen Kultur-und Sprachgruppen gehören verschiedenen Bantuvölkern an, bei denen die HIV-Positiv-Rate bei 30% liegt! Etwa 80% der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum, nur 12 Prozent sind gläubige Muslime, der verbleibende Anteil entfällt auf Atheisten und Anhänger traditioneller Religionen wie dem Naturglauben und mythischer Witchcraft. Homosexualität ist in Malawi strafbar und kann mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 14 Jahren verurteilt werden! Hola, die Waldfee.

Nichtsdestotrotz besticht Malawi durch die Freundlichkeit der Einwohner, ist man erst mal im Gespräch, und hat das Betteln abgewehrt, wird man sich köstlich mit den Malawiern amüsieren, man scherzt und lacht gerne!

Wir bleiben eine knappe Woche am traumhaften Kande-Beach, kaufen abwechseln frischen Chambo-, Kampango- und Tiger-Fisch (á 400 Kw= Euro 1,30), stecken den Kopf ins bunte fischreiche Gewässer, paddeln ein paar Kanu-Touren, grillen abends am Beach und richten uns direkt am Strand häuslich ein. Unser superlieber Freund Jakob besucht uns für drei Wochen und so genießen wir zu dritt Gottes Aquarium in vollen Zügen, sitzen abwechseln auf der Holz-Terrasse unseres, äh, seines Bambus-Bungalows und im „Soft Sand Cafe“, krallen die Zehen in warmen Sand und lauschen den sanften Wellen, die den zarten langen Sandstrand lecken.

Mzuzu + NYIKA NATIONALPARK

18.07.2012

With a little help...

„How many people are allowed in your vehicle?“. Nach einer etwas frostigen Nacht im Nyika Plateau machten wir einen kleinen Abstecher in den Liwonde Nationalpark, sichten Elefanten, Zebras, Hippos, Säbel-Antilopen und andere große und kleine Tierchen, lernen den blonden Lars kennen und sind nun wieder auf dem Rückweg nach Kendi Beach, als uns der vierte Polizist an diesem Tag an einer der hundert Straßensperren aufhält.

Pures Chaos um uns herum, ein jeder der 14 Millionen Einwohner scheint auf dem Fahrrad unterwegs zu sein, und synchron hüpfen an jeder Kreuzung auch die ungeölten Ketten raus. So sind wir nun mittendrin, ja stecken nahezu fest zwischen zehn uniformierten Polizisten im Neon-Look, 100 schwarzen Frauen, die vom Feuerholz über Benzinkanister, Kohlesäcken, Supermarkttüten, Töpfen, Schüsseln, Tassen, Handtaschen bis hin zum einzelnen Schuh alles, aber auch wirklich ALLES auf dem Kopf balancieren, 500 von Eiern, Tomaten und Frühlingszwiebeln umringten Marktschreiern und natürlich 20 umgedrehten Fahrrädern, denen die Kette wieder eingefädelt wird. Die Lärmkaskade ist sensationell und überwältigend, sodass ich den netten beleibten Polizisten erstmal gar nicht verstehen kann.

Doch auf Nachfrage wiederholt er gerne seine Forderung: „Show me your Licence. Insurance - aaand...I´m HUNGRY!“. Wie jetzt? Hungrig? „Yes. Hungry!“, bellen mir da die blütenweissen Zähne entgegen, während ein Wäschekorb auf schwarzem Kopf vor meinem Fenster vorbeiwandelt.

„Well“, entgegne ich ruhig „I´m sorry, I don´t have anything here...“ - „Not even money?“, frägt da der Mister schon ein bisschen aufdringlicher. „No. Sorry“, antworte ich ihm „The ATM was not working, so we don´t have any money here“. Da hilft er uns liebenswürdig auf die Sprünge „But there is an ATM in the city. You can first drive there and then come back...“. Ich muss lachen über so viel Dreistigkeit. Doch da fällt der dicke Bulle gleich mit ein und wir beide lachen uns tot über seinen Vorschlag.

Als das Lachen erstickt, wird er auch sofort wieder ernst, setzt ein leidendes Gesicht auf und will doch nun wirklich, echt und wahrhaftig was zu Essen von mir. Er ist ja sooo „hungry!“. Es liegt mir auf der Zunge „You don´t look hungry“, kann mir das aber gerade noch so verkneifen, greife in die Mittelkonsole und hole meine drei Notfall-Sahne-Bonbons heraus. Die habe ich als Rückgeld in Zimbabwe bekommen, da der Kassierer keine kleinen Noten mehr hatte. Ich halte sie hoch, schmatze ein „Yammie...do you want them?“ mit leichtem Grinsen hinterher, und schon wird mein Polizist schwach, lächelt breit und sagt „YES! Why not!“, schlingt das Erste direkt hinunter und nuckelt nun genüsslich am zweiten, wobei er ein hingebungsvolles „Yummie!“ hinzuschiebt. Das mit dem Führerschein und der Versicherung hat sich dann auch gegessen und wir können abfahren.

Keine halbe Stunde später passieren wir die nächste Straßensperre, die rot-weisse Schranke steht im Weg, wir halten. Keiner der fünfzehn (hier) Grell-Grünen Männlein scheint sich verantwortlich zu fühlen, fünf quatschen, zwei lesen Zeitung, drei sind am Handy und einer tippt SMSen, während die restlichen fünf gelangweilt auf dem weissen Plastikstuhl vor der Holzhütte sitzen und uns müde Blicke schenken. Ich kurble das Fenster herunter und will schon ansetzen...da hebt sich die Schranke wie von Geisterhand. Einer der Grünen hält die aus Kordeln jeglicher Art gebastelten Schnur in der Hand, an deren Ende eine Konstruktion zur Öffnung der Schranke befestigt ist...

Einige Kilometer auf unbefestigten, rot-staubigen Straßen und 2 Millionen Schüsseln-auf-dem-Kopf-tragende Frauen später nähern wir uns dem nächsten Military-Kontroll-Posten. Hier mal ´was anderes: „Do you have arms?“. Wir gucken uns verwirrt an, äh, ja, zwei, will ich schon fast prustend antworten, doch besinne mich eines besseren. „Arms?“, hake ich nach. „Yes“, schiebt der Officer hinterher, „Guns, rifles, arms ?“. Ach, ob wir Waffen bei uns hätten, irgendwie stand ich jetzt auf´´m Englisch-Schlauch.

„No!“, entgegne ich „Of course not!“. Mr. Military kann´s nicht glauben: „You don´t have guns?“. „No!“ sage ich entrüstet „We´re from Germany. There are no guns allowed!“. Da lächelt unser schwarzer Mann mit MTV-Afro auf dem Kopf, schüttelt sich ungläubig und frägt verwundert nach: „Not even for Self-Defence???“.

Nun sind wir dran mit Lachen und schon bald haben wir Riesenspaß, wie meistens an allen Kontrollen, denn Fun und easy Small-Talk ist hier angesagt, Hauptsache du kommst nicht aus Südafrika, die haben sie gefressen – und schon werden wir durchgewunken.

Heute scheint ein ganz besonderer Tag zu sein, denn schon nach einer weiteren Stunde werden wir zum vierten Mal aufgehalten, diesmal mit einer exklusiveren Frage: „How many people are allowed. In your vehicle?“. Nach einer kurzen Schweige- und Sinnier-Minute, Jakob sitzt hinten im Auto auf dem Boden, antworten Georg und ich wie aus einem Mund „Nine.“

Denn, ja, wahrhaftig, offiziell ist in unserem Fahrzeugschein immer noch die Zahl 9 eingetragen, was Passagiere betrifft. Das stammt noch aus den Zeiten der Rücksitzbänke des Originalmodells. „Nine...“ wiederholt der diesmal wieder ordentlich in grelles Orange gehüllte Polizist. „This is good“, schiesst da aus seinem Mund und es folgt: „Then you can take my boss with you!“

Eine verblüffte Schweigeminute später kommt schon der Boss angeschlürft. Sofort steigt er ein, stellt sich aber als netter Zeitgenosse heraus und zeigt sich direkt erkenntlich. Da wir auf dem Weg zum Immigration-Office in Mzuzu sind, um dort unser Malawi-Visa zu verlängern, bietet er kurzerhand an: „I do it for you. I have a good friend in the office. No problem.“

So kommen wir in den seltenen Genuss exklusiven Polizeischutzes, als wir in Mzuzu einfahren. Weder müssen wir an roten Ampeln halten, noch an den Straßensperren, nein, wir fahren direkt ein in den Parkplatz des Immigration-Offices, lassen die 200 wartenden Leute in der Schlange hinter uns, folgen dem schnellen Schritt unseres Bosses und stehen bald darauf vor einer verschlossenen Tür. Doch ein Anruf genügt, und obwohl seit fünfzehn Minuten Mittagspause ist, öffnet der Minister sein Büro, frägt wieviele Tage Verlängerung gewünscht sind, stempelt lockerflockig weitere 60 Tage in den Pass, verlangt eine kleine Summe Bares und zack, sind wir wieder raus.

Nicht schlecht.

MUA

24.07.2012

AUF MISSION

„Hey! Schön, dass ihr da seid“, ruft ein überraschter Lars, dessen Einladung wir einfach mal gefolgt sind. Der 22-Jährige ist Volunteer in einer christlichen Mission in Mua (ca. 60 Km von Salima entfernt), die von „Father Boucher“ geführt wird, ein kanadischer Missionar, der seit 44 Jahren in Malawi lebt und sich mit Herz und Seele der Kulturerhaltung und Verbesserung des hiesigen Lebens versprochen hat.

Der „White Father“ erbaute hier ein Schnitzzentrum, in dem er einheimischen Schnitzern besondere Techniken lehrte, die ihr Wissen nun wiederum an die nächste Generation weitergeben. Ausserdem gibt’s einen Showroom, in dem die Kunst zu einem fairen Preis verkauft wird, sodass die Schnitzer mit ihrem Verdienst ihre Familien ernähren können.

Hier im Kungonie Centre of Culture and Art gibt’s ausserdem ein sehenswertes Museum, in dem wir gute zwei Stunden verbringen und das wir erst wieder verlassen, als unser Hirn vor lauter Infos zu platzen droht. Neben Kirche, Museum, dem Showroom, Häusern für die Arbeiter und einem Krankenhaus gibt’s auch das Carving Centre und ein Restaurant.

Wir unterstützen die gute Sache durch zweimaliges Dinnieren (etwas zähe Ziege an leckeren Curry-Kartoffeln & Tofu mit aussergewöhnlichem Raps-Gemüse) und greifen bei den Holzschnitzereien mächtig zu, dessen Verkaufswert direkt an die Künstler des Dorfes gehen (Preise zwischen 600-50 000 KW). Lars wird nur noch eine Woche hier arbeiten, dann ist das gesamte Freiwilligen-Jahr schon wieder vorbei. 12 Monate hat er hier gewerkelt, sich vom GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)-Volunteer zum Missions-Manager hochgearbeitet – selbstverständlich ohne Gehalt. Aber natürlich im Sinne der guten Sache. „Und ich habe einiges gelernt, und für mich mitnehmen können“, meint der blonde Norddeutsche. Wir setzen uns gemütlich ins Restaurant und quatschen den gesamten schönen Nachmittag durch.

MONKEY BAY, Again

26.07.2012

Zeitgeistig unterwegs

„In God we trust. - All others pay cash“, sagt uns das kleine handbemalte Schild über der Bar im Fat Monkey´s. Ich muss schmunzeln, nippe an meinem Wodka-Tonic und lasse den Blick über die Bucht schweifen.

Klasse Reggae-Sound tönt aus der Anlage, die buntbedruckten Kissen kuscheln sich knautschig weich an meinen Rücken, der Home-Made-Burger ist Erste Sahne, ein knall-magenta-blau-orange verlaufender Sonnenuntergang sowieso - deswegen haben wir spontan beschlossen, noch weitere Tage am chilligen Strand zu verbringen, bevor unser Freund nächste Woche wieder ins Flugzeug nach Hause steigen muss.

Das Auto direkt am Strand, fünf Dollar pro Person, klasse Beach Bar, Sonne pur und einen untergehenden Glühball, der sich gewaschen hat, klares Wasser und eine Insel in Sichtweite – was will man mehr?! Naja, gut, die Billharziose sitzt uns natürlich ein bisschen im Nacken...aber: man kriegt die (eventuell) am See eingefangenen Würmer, die sich durch die Haut bohren und innerlich weiterleben, durch das Medikament Praziquantel wieder los. Also hoffentlich. Die Pillen erstehen wir für knappe 1000 Kwecha in der Apotheke und werden sie vier Wochen später ´runterspülen.

CAPE Mc CLEAR II

01.08.2012

give me, give me, give me your...

Etwas übernächtigt, aber trotzdem (immer) noch glücklich am schönen Strand zu sein, wackeln wir heute auf staubigen Wegen vor zum randvoll mit Menschen gefüllten Dorf. „Give me money, sweeties, goodies“-schreiende Kinder säumen die Gassen und minikleine ausgestreckte Händchen boxen sich in unsere Bäuche. Wir sehen Alles-und-noch-viel-mehr auf-dem-Kopf tragende Frauen an uns vorbeilaufen, bewundern einige Brunnen-Kontruktionen, die schwer belagert werden und kaufen am überquellenden rustikalen Holzstand Lebensmittel für die nächsten Tage.

Eigentlich gibt’s grob gesagt auch nur Tomaten (25 KW, Kwecha, sprich „Kwatscha“, 100 KW=30 Cent), Frühlingszwiebeln (Bund 100 KW) und Süßkartoffeln (1Liter Eimer 400 KW). Aber das in rauen und manchmal ziemlich vermoderten Mengen. Ach so, hier und da auch mal Eier. Zwar in der Sonne gelagert und ins Plastiktütchen geschmissen, doch immerhin Rieseneier! Ergo dinnieren wir irgendwas zwischen Kartoffelsuppe, Tomatensauce-Nudeln und Rühreiern mit Bratkartoffeln. Manchmal aber auch Tomaten-Couscous. Tomaten-Reis. Tomaten-Chutney. Tomaten-Spaghetti. Tomaten-Maccaroni. Tomaten-Spirale. Tomaten-Salat. Tomaten-Kartoffeln. Tomaten-Saft. Oder schlicht und ergreifend Tomate-auf-die-Hand. Allerdings auch exklusiven Griechischen Salat. Ohne Gurke, Feta oder Oliven natürlich.

Beim Rückweg zum Campground gibt’s unter den süßen, aber leider offensiv bettelnden auch die zeitgeistigen Kiddies. Der kleine Isaac jammert mit tränenerstickter Stimme und schiefgelegtem Kopf: „Give me money. Give me sweeties. Give me goodies!“, Kulleraugen-Joseph stimmt sofort mit ein. Als ich ein leises (weil traurig über soviel Armut und Ungerechtigkeit und Hunger), aber bestimmtes „No, I´m sorry!“ entgegne, wird er aggressiv und haut ein professionnelles „Give me money. Now! - 200 Kwecha!“, hinterher. Bei erneuter Verneinung zeigt er mir den Scheibenwischer!

Der Schattensticker-Hit ist und bleibt aber Zahnlücken-Jake mit der ausgestreckten Hand und dem Mega-Afro:

„Hi. I´m Jake. - Give me your I-pod!“.

Cape Mc Clear, Teil III

Freitag, 01.01.2012

fischige Duracell-Honks &
ein unerwartetes Wiedersehen

Patsch, blubber und los geht die Show. Der aquamarine Vorhang öffnet sich theatralisch: vor mir flimmert grelles Blau, links vibriert´s in fluoreszierenden Orange-Tönen und rechts wabert eine gelbe Masse mit tausenden von roten zappelnden Rückenflossen. Zebra-Mustern, Punkten, Zielscheiben, Streifen, Rosetten und das alles in Bunt vorbei. Blaue Fische, gelbe Fische, Neon-Fische, große Fische, kleine Fische, Fische, Fische, Fische!

Direkt vor meiner Plexiglas-bemasketen Nase navigieren sie, riesige Schwärme ziehen zu beiden Seiten vorbei, die Schuppen schimmern, die Flossen fluppen, die Augen glubschen, 3-D-Kino mit Ultra-Live-Special-Effekts. Und alle scheinen im Ausdauer-Schwimm-Training zu sein. Wie Duracell-Häschen auf Batterie-Speed-Säure schlagen sie die Flossen, eins, zwei, vorbei, ein schwarzes Mega-Monster sperrt das Hardy-Krüger-Wulstmaul auf und 59 minikleine Gelb-Schuppige schwimmen hinein. „Krasser Appetit“, denke ich noch, und „ob er die wohl alle gleichzeitig verdauen kann“, und schwimme vorbei. Als ich mich umdrehe, öffnet er das Maul und die ganzen Kleinen kommen wieder heraus. Ach ja, genau, da erinnere ich mich an die BBC-Dokumentation: das ist die Mama! Sie schützt ihre bunten Kleinen vor Angriffen (mir), indem sie ihre Babies in den Mund nimmt. Schwärme bauen sich vor meinen Augen Regenbogen-schimmernd auf, um sich gleich danach wieder im unendlichen Blau zu vaporisieren.

Die Sicht ist bestechend, der Artenreichtum grandios! Aqua-Wunderlich! Ich schnorchle um die Insel, hier ein paar Steine, dort etwas Seegras. Ui, ui, ui...hier aber aufgepasst mit den kleinen ekligen Billharziose-Larven...die wohnen doch dort. Also schnell vorbeigepaddelt und wieder den Fischlein zugewandt.

Bevor meine Blutwerte abrutschen, meine Temperatur in den Minus-Bereich fällt, schäle ich mich jetzt schnell aus dem mittelwarmen Wasser und nehme nötige Energie in Form von Fisch-Lunch zu mir. Klingt jetzt fies, erst die Schönheit bewundert und dann gefressen...aber so ist das Leben, nicht wahr. Naja, Spaß beiseite, kann ich jetzt auch nichts dafür, so war´s gebucht. „Snorkeling-Excursion“ zur Insel mit Mittagessen, Weißkopf-Seeadler-Fütterung, Inselrundgang und wieder zurück. Das Schöne, neben dem eigentlichen Ausflug ist zudem: Malin und Espen sind wieder mit an Board. Ja, tatsächlich, wir sind wieder vereinigt, wenn auch nur für ein paar Tage. Die sind allerdings aufgrund der Schnorchelei am Riff und Schlemmerei von Lounge zu Lodge, vom Gecko zum Fat Monkey leider viel zu schnell vorbei. Doch, hilft nichts, wir wollen nach Mozambique, die Bacardi-Strände warten! Bei den Norwegern steht Tanzania auf dem Zettel. Im Positiv-Rekord heißt das dann: nächster Monat Meeting am Mount Meru? Mal so was anderes...

Jetzt aber schnell wieder das Plexiglas auf die Pfirsich-Backen gequetscht und runtergeblubbert...zwei Fisch-Honks betreiben Synchron-Schwimmen und formieren sich blau-gold leuchtend vor meinen Pupillen zum hingegossenen Herz...äh, ich glaub, jetzt brauch ich doch wieder frischen Sauerstoff von oben. Oder war an dem Fisch was faul?

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