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ORANGE WALK

Montag, 14.02.2011

WITH a little Help...

„Oh, Scheiße!“, tönt es von nebenan, „Ich hab mich ausgeperrt!“. Gerade sind wir von Chetumal aus in 45 Minuten zur Grenze gefahren, haben entgegen aller Informationen keine Ausreisegebühr bezahlt, nur das Hologramma für´s Auto beim mexikanischen Beamten abgegeben und weiter ging´s zur Belize-Border. Vor dem Zollbüro stehen wir nun auf dem Parkplatz und da ist es passiert. Francesco hat den Schlüssel im VW-Bus stecken lassen und die Fahrertür zugeschlagen. Verdammt!

Nach kurzen Überlegungen kramen wir den Draht für alle Fälle aus dem Toyota, Georg klemmt mit einem Schraubenzieher die Türe ein Stückchen auf, Francesco versucht, mit der Drahtschlinge den Türknopf zu erreichen. Nach zehn Minuten steht Marco neben uns, meint scherzhaft: „You guys, give me a beer and I open it in three minutes for you.“ Gesagt, getan. Marco fingert fachmännisch mit dem Draht herum, bastelt eine Doppelschlinge, die sich unten zuzieht und in schlappen 40 Sekunden ist die Türe offen. Gelernt ist gelernt. Marco ist es fast peinlich, er legt den Kopf schief und meint erklärend: „Well, long time ago, this was my job... So guys, where is the beer?“ - Ich fingere zwei Tecate aus unserem Kühlschrank heraus: „Here we go, icecold, enjoy and thank you so much!“.
Ist diese Aufregung erst vorbei, kommt schon die Nächste: wir müssen Isabell rüberbringen. Laut Internet-Angabe und Reiseführer gelten für Schweizer erschwerte Einreisebestimmungen, ein Visum muss nachgewiesen werden, Deutsche sollen nur eine Einreisegebühr von 15 US-$ entrichten. Die Übernächste: alle Lebensmittel müssten eigentlich raus, kein Alkohol darf eingeführt werden, keine Frucht, kein Fleisch, kein Gemüse. Das Problem ist nur: in Belize soll es weder gute noch günstige Einkaufsmöglichkeiten geben, so wollen wir es einfach mal versuchen.

Wir gehen also zu Fuß an die Grenze vor, betreten das weiße Gebäude linkerhand, bringen die Personen-Einreise mit Reggae-Sound-Beschallung hinter uns, am Schalter danach kommt das Auto dran. Hinter dem kleinen grünen Holztisch, über und über mit Bob-Marley-Stickern dekoriert, sitzt LL Cool J persönlich, und der Name ist Programm. Mr. Wagner sieht jamaikanisch aus, ist um die 35, kahlgeschorener Kopf, das weiße Beamten-Shirt sitzt knapp über dem muskulösen Körper, eine große Ray-Ban-Sonnenbrille ziert die Nase. Kaugummikauend und mit toternster Miene stellt er uns kritisch und augenbrauenzuckend Frage über Frage: Warum wollen wir nach Belize, was haben wir vor, wie lange wollen wir bleiben, was wollen wir ansehen, wo wollen wir bleiben, wo schlafen wir, wohin geht’s danach, wo ist der Fahrzeugbrief, der Passport, wo wohnt ihr zuhause, wo genau seid ihr her, nochmal der internationale Fahrzeugschein, der internationale Führerschein.... zwischendrin ein paar Witzchen in Garifuna (Einheimischensprache) mit seinem Kollegen, ein paar Moves zur Musik, dann wieder eiserne Miene hinter schwarzer Brille. Nach 40 Minuten sind wir fertig, Mr. Wagner wird nun auch mit uns spaßig, reißt ein paar Jokes und möchte jetzt das Auto inspizieren. Wir fahren vor, öffnen die Hecktüre, zeigen Mr.Wagner den Innenraum, nehmen ein paar Dinge aus dem Kühlschrank, halten sie hoch, er möchte nicht ins Auto rein – alles kein Problem, wir dürfen einreisen. Keine Einreisegebühr, kein Schweizer Visum, keine Probleme. Direkt hinter der Grenze können wir bei ITC Belize Insurances die Auto-Versicherung für vier Wochen Belize abschließen (Belize-$ 60, also € 20) und fahren nach Orange-Walk, unserem ersten Standplatz bei Victor´s Inn (15B$) entgegen.

Auffällig ist, dass sich das Land schon direkt nach der Grenze sehr von Mexico unterscheidet, die Häuschen sind im typischen Belize-Holzhaus-Stil errichtet, auf Stelzen gebaut, in bunten Pastellfarben gestrichen, es gibt keinerlei Straßenschilder, außer ein paar Geschwindigkeits- begrenzungen sehen wir keine Wegweiser. Aber Kühe en masse, Pferde, Hunde und Katzen kreuzen die Straße. Die Gesichter der Menschen, die uns begegnen sind freundlich, fröhlich, absolut unterschiedlich geschnitten, das tropisch-karibische Belize ist ein dunkelhäutiger Mix aus aus afrikanisch-europäischer und kreolisch-mittelamerikanischer Kulturen. Gesprochen wird Englisch, Kreol und Garifuna. Belize ist von seiner Grundfläche bemessen nicht viel größer als Hessen, im großen Unterschied dazu allerdings gesegnet mit traumhaften vorgelagerten Karibikinselchen, den Cayes.

BELIZE CITY

Dienstag, 15.02.2011

Buntes Treiben

Nach einer Nacht bei Victor´s Inn (B$ 15) machen wir uns auf in die City. Viele Palmen, bunte Häuser, schiefe Wellblechhütten und hunderte Radfahrer später (Sprit ist hier für zentralamerikanische Verhältnisse extra teuer! 2,8 B$/Liter) erreichen wir die Stadt, in der ganz schön Trubel herrscht. Die Kinder haben gerade Mittagspause, tragen Schuluniform, die hellen Blusen leuchten auf ihrer Haut, aus dunklen entzückenden Gesichtchen lachen uns weiße Zähne strahlend entgegen.

Vor der Kirche spielen die Männer Karten, Frauen braten Hühnchen und andere Leckereien auf Grillrosten, ziemlich viele Bettler sitzen am Bürgersteig. Wir stocken unsere Lebensmittelvorräte im Supermarkt auf, etwas teuer zwar, dafür gibt’s alles (außer Fleisch, das sieht zwielichtig aus) kaufen neue Moskito-Sprays, denn die kleinen Biester werden immer zudringlicher. Den Book-Store aus unserem Reiseführer gibt’s leider nicht mehr, so schauen wir uns nur noch ein bisschen um, werden tausendfach angesprochen und neugierig beäugt und fahren anschließend zur Marina, wo wir für B$ 12 die Nacht verbringen.

Und hier sitze ich nun, an der geschmackvoll in dunklem Holz gestalteten Marina-Bar, höre groovigen Sound, blicke hinaus aufs offene Meer über dem die Sonne brennt – und werde aufgefressen von Biting-Flies. Nach etlichen Bissen und zugehörigem Erklatschen der Viecher bietet mit Barkeeper Jose das hauseigene Moskito-Spray an (ich kann mir eins aus fünf verschiedenen Geschmackrichtungen aussuchen) und stellt extra einen Ventilator auf.
Jetzt bin ich so entspannt, dass man mich fast nicht mehr von den Einheimischen unterscheiden kann...

DANGRIGA + HOPKINS

Mittwoch, 16.02.2011

mÜcken, sandflies, regen - verdammt!

„Autschn! Verdammt noch mal!“ - schon wieder eine. Ich werde gestochen, gebissen und gezwickt, jede Spinne, Sand Flie, Ameise, Biting Flie und Moskito scheint ihren Himmel auf meiner Haut gefunden zu haben. Ich kann es nicht fassen und möchte mich am liebsten eingraben, so sehr schmerzt und juckt und brennt es nahezu an jeder einzelnen Körperstelle.

Wenn ich nur das „Zszszszszszss“-Geräusch an meinem Ohr höre ist die Nacht für mich schon gelaufen. Georg macht das natürlich nichts, hat er doch den besten Mückenschutz direkt neben sich im Bett liegen. Die gehen alle auf mich. Ich könnte ausrasten! Heute zähle ich 107 (!) Stiche am Körper! Und sobald es wieder heiß wird, fangen sie alle an zu brennen. Am fiesesten sind die ein-Millimeter-Scheißerchen, die schwarzen nanokleinen Biting-Flies, die man erst bemerkt, wenn sie schon ein Stückchen Haut herausgefressen haben, dann brennt die Stelle fürchterlich, man sieht erst mal nichts, aber dann, am nächsten Morgen, so um die 12 bis 24 Stunden später wird es feuerrot und schmerzt das zweite Mal, dann noch viel heftiger. Ich benutze DEED-Spray, stelle die Moskito-Spiralen auf, werfe jeden Abend eine Spray-Bombe ins Auto, esse Zwiebeln und Knoblauch – und trotzdem! Bald weiß ich mir nicht mehr zu helfen. Aber egal, zurück zu den Erlebnissen:

Nach einer schön-ruhigen Nacht an der Marina von Belize City nehmen wir heute den Coastal Highway, eine gut zu befahrende Dirt Road nach Dangriga. Wir passieren viele enge marode Holzbrücken, Stelzenhäuser mit wehender bunter Wäsche an Leinen im Garten, allerdings auch einige ärmliche Wellblechhütten, heruntergekommene Viertel und windschiefe Hütten.
In der Stadt kaufen wir am Obst-und Gemüsestand vom Rastafari-Verkäufer eine volle Tüte Feines für 10 Belize Dollar und kosten am Stand daneben vom deftig-würzigen kreolischen Barbecue-Hühnchen mit Bohnenreis (B$ 7). Wir quatschen mit ein paar Einheimischen, die alle Zeit der Welt zu haben scheinen und mir armem kratzenden, wohl schon manisch erscheinenden Ding folgenden Tipp gegen die Biting-Flies geben: „Cut a fresh orange and rub it onto your skin! They don´t like it. That´s how we do it here!“ Mh. Das klebt doch ganz fürchterlich? Mh. Muss ich erst mal drüber nachdenken. Nebenbei werden uns hundertfach Ganja, Bootstouren und andere Trips angeboten...

Anschließend machen wir uns auf nach Hopkins. Für diese Hippie-Gemeinde an der Küste haben wir viele Empfehlungen von Travellern bekommen und wir finden in „Seagull´s Nest“ einen wunderbaren Standplatz. Keine zwei Meter vom Meerufer entfernt bleiben wir stehen (nein, es ist nicht Low Tide), nützen die Hängematten, zischen zwei, drei Belikin-Bier (sehr malzig, aber lecker), kaufen frische, noch warme Hafer-Kekse von Mädchen in Schuluniform und freuen uns des Tages. Und schon wieder sind sie da, diese beißenden Scheißerchen plus flatterndem Moskitoschwarm, schon etwas panisch trete ich von einem Bein aufs andere, immerhin sind wir hier auch schon in der Malaria-Zone, möchte gerade mein überlebensnotwendiges Moskito-Spray aus dem Auto holen, da meint Juanita, die Besitzerin: „Oh, no! Try baby-oil! That´s the best against the flies!“ - Oh, ok. Einen Versuch ist es wert. Allemal besser als Orangensaft.

HOPKINS

Donnerstag, 17.02.2011

Insekten-Abwehr-versuche

In der Nacht fängt es an zu regnen, es schüttet wie aus Kübeln. Die verhassten Sandflies, Moskitos und Bitingflies suchen zudem noch Schutz in unserem Auto. Ich zähle heute morgen 154 Stiche und könnte aus der Haut fahren.

Ich krame etwas unentspannt die Anti-Hystamin-Tabletten hervor, um mir wenigstens etwas Linderung vom Juck-Gefühl zu gönnen. Wir treffen Esther und Hans-Peter wieder, die wir noch in Deutschland auf der Abenteuer Allradmesse kennenlernten, sie sind seit sechs Jahren im Landcruiser unterwegs und sie geben den Tipp: Balistol! Sowohl prophylaktisch wie auch nachsorgend soll das helfen, die Biester fernzuhalten. Und auch das werde ich ausprobieren, haben wir doch das Allzweck-Öl aus Deutschland dabei – mit dem man eigentlich Rost lösen kann, Gewehre schmieren oder Muskelschmerzen behandeln.

Nachdem ich nun also wie eine Autowerkstatt rieche traue ich mich raus – und siehe da: es fängt schon wieder an zu regnen. Nicht nieselig, nicht fein, nein dicke Tropfen. Na fein, wenigstens keine Mücken draußen...

COCKSCOMB JAGUAR SANCTUARY

Freitag, 18.02.2011

howler-monkeys und blattschneideameisen

Uns steht der Sinn nach etwas Abwechlsung vom Strandleben und so entscheiden wir uns dazu ins Cockscomb Jaguar Sanctuary zu fahren, wir wollen Regenwald und große wilde Tiere sehen. Für 10 B$ per Person dürfen wir auf dem Areal campen und sind die einzigen Gäste.

Wilder Dschungel umgibt uns, Lianen hängen herab, dunkles Grün verschlingt uns beinahe. Der Wald lebt, wir schlagen den Anthelope-Trail ein, hören ein tiefes blubberndes Geräusch, Äste bewegen sich, es raschelt, wir gucken hoch und entdecken eine Affenfamilie. Wir sehen eine Ameisenautobahn, auf der die kleinen Tierchen zwei Zentimeter große Blätter tragen, fleißig eilen sie zum Bau, um sich von den Pilzen der eingelagerten Blätter zu ernähren. Leider erleben wir keinen Jaguar, dazu waren wir wohl zu laut, obwohl wir uns größte Mühe gegeben haben, nicht allzu viel zu quatschen. Als wir zum Standplatz, einer Wiese inmitten des Dschungels zurückkehren fahren Espen und Marlin ein - Hurra! Die Norweger komplettieren unsere Reisegruppe und wir reden die gesamte Nacht durch, erzählen unsere Erlebnisse und freuen uns, die nächsten Tage wieder zu sechst verbringen zu können.

Nach Moskitobissen, Spinnengegrabbel und einem lebenden Fußboden kehren wir wieder zum Strand nach Hopkins zurück. Doggy wartet schon auf uns. Ich bekenne: ich habe ihn geschmiert. Aber, ganz ehrlich, er hat nur die Reste zweier T-Bone-Steaks von mir bekommen, flippt aber fast aus, uns wieder zu sehen. So haben wir jetzt einen treuen Wachhund, der jedes Mal anschlägt, wenn ein ihm unbekannter Mensch vorbei geht. Doggy, ein kräftiger weißer Mischlingshund mit süßen hellbraunen runden Flecken um die Augen begleitet uns auch zum Restaurant „Chef Rob´s“, wo wir uns für 55 B$ ein hervorragendes vier-Gänge-Menü gönnen. Wir starten mit Coconut-Curry-Soup, die cremig den Gaumen hinuterrinnt, arbeiten uns über einen kreativen Watermelon-Tomatoe-Pineapple-Salad garniert mit Leinsamen und Zuckerrüben-Schnitzel vor zum Main Dish: Grilled Grouper kredenzt an Balsamico-Coconut-Sauce with Strawberries, um mit einem warmen Chocolate-Cream-Cake abzuschließen.

Doggy hat uns natürlich begleitet, sitzt vor dem Restaurant, hebt hin und wieder den Kopf, er darf nicht auf die Veranda. Erst ist er ganz unruhig, steckt den Kopf zwischen die Stäbe der Holzveranda, dann robbt er unter die Terasse, um unter uns zu sitzen, dann gibt er auf. Ein paar Mal versucht er es doch noch und wird von Carmelita, der Besitzerin eiskalt mit dem Wasserschlauch davongescheucht. Doch Doggy ist ausdauernd, er wartet die gesamten dreieinhalb Stunden auf uns und ist ganz aus dem Häuschen, als wir wieder (mit ihm) zurück zum Auto gehen. Hopkins ist wahrlich eine nette, kleine Hippie-Stadt, die es uns angetan hat, in der man 5-Sterne-Küche genießen kann und Hundefreundschaften schließt. Allerdings auch von Biting-Flies zerfressen wird. Ich dufte nach Baby-Öl, Jungle-Juice (99%iges DEED-Spray) und Balistol – und alles hilft nichts! Direkt beim Luxus-Dinner bohren sich weitere Biting-Flies in meine Haut, der Rekord liegt nun bei 209 Stichen und ich renne zurück zum Toyota, panisch, angstvoll und Schutz suchend. Doggy läuft mit mir und beinahe schon will ich ihn adoptieren, als ich sehe, wie sehnsüchtig seine Ladies ihn erwarten, sofort wird eine Hundedame verwöhnt, danach gibt’s ein Würstel von mir. Man muss schon sagen:

Ein Hundeleben ist es ja nicht gerade: Doggy genießt Strand, Sonne, Sex und T-Bone-Steaks – mh, Moment: im Grunde das Leben eines Dive-Masters...

PLACENCIA

Mittwoch 23.02.2011

Feuer und andere gefahren

„Plopp!“- ein merkwürdiges Geräusch lässt uns hochfahren. Gerade haben wir es uns zu sechst an dem Privatstrand von „Seakunga“, einer easy Backpacker-Location bequem gemacht, spielen Karten, als wir den Sound hören. Der laute Plopp geht durch Mark und Bein, es hört sich ein bisschen nach dem Rascheln einer Plane an, es knistert und irgendwas beunruhigt uns mächtig. Wir sehen uns um und da steigt schon hinter dem Holzhaus eine schwarze Rauchwolke auf.

Nochmal gibt es einen heftigen Plopp – es brennt! Adrenalin schießt uns durch den Körper, die Autos stehen direkt neben dem Brandherd, mit vollem Gastank und hunterten Litern Diesel aufgefüllt. Shit! Wir trennen uns, die Männer laufen zu dem Feuer, die Frauen zum Auto. Die Flammen stehen lichterloh, ich spüre den Sog, der Sauerstoff wird zu den Flammen gezogen, die Blätter der Büsche und Palmen stehen senkrecht, es lodert und knistert und gerät nun wirklich ausser Kontrolle. Sofort werden Eimer voll Wasser geholt, helle Aufregung herrscht, alles hier ist aus trockenem Holz gebaut, hat die Hütte erst mal Feuer gefangen, liegt hier in Null Komma Nichts alles in Schutt und Asche.

Gerade noch so können wir das Feuer ablöschen, die Flammen werden kleiner, beschränken sich auf einen Brandherd in der Mitte der verkohlten Erde. Jose, ein Angestellter des Hauses hat zwei Minuten nicht aufgepasst, und der verbrannte Müll war nicht mehr zu bändigen. 15 Minuten später fährt auch schon die freiwillige Feuerwehr Placencias ein, doch kein Grund zur Aufregung, alles gelöscht, nur kleine züngelnde Flammen kämpfen noch ums überleben. Da haben wir nochmal Glück gehabt. Direkt danach der nächste Vorfall: Aspen entdeckt eine große, bereits mit viel Blut gefüllte Zecke auf seinem Bein. Fachgerecht drehen wir sie mit Pinzette und Faden heraus, versorgen die Wunde mit Antibakterieller Creme und können uns nun endlich wieder unserem Kartenspiel zuwenden...

BARTON CREEK OUTPOST + CARACOL

Donnerstag, 24.02.2011

pyramiden, wasserfÄlle,
Schlangen und Papageien

Laut neuesten Erhebungen sind es nun 224 (!) Stiche die meinen Körper quälen. Weder Baby-Öl, noch Balistol, Jungle Juice oder die empfohlenen Vitamin B1-Tabletten können mir helfen. Das einzig Gute daran ist die innere Entwicklung zu geistiger Stärke, denn es kostet mich enorme Kraft, mich nicht aufzukratzen. Dank Baby-Öl kombiniert mit Sonnencreme bleiben jetzt auch noch Sand, Staub und kleine Blätter an mir kleben – oh, wie schön.

Frisch geölt steigen wir also morgens in die Autos, um einen perfekten Tag zu gestalten. Der ist vollgepackt von morgens bis abends, mehr kann man fast nicht mehr herausholen: wir starten um 6.00, aufgrund der Gegebenheiten gings nicht anders, fahren die Dirt Road Richtung Caracol, stoppen kurz beim Rio Frio Cave, werden die letzten 23 Km vom Militär begleitet, da es in den letzten Jahren immer wieder zu Überfällen mit tödlichem Ausgang kam und erreichen gegen 9.30 die Ruinen von Caracol.

Was soll ich sagen, schon ausserordentlich groß, die Anlage, beeindruckend hohe Pyramiden und das Gesamte mitten im Dschungel. Das mit der Energie klappt zwar immer noch nicht bei mir, aber wahrscheinlich sind da meine Antennen durch den Alkohol einfach zu verstopft. Auf dem Weg zum B-Sektor stolpern wir über eine der giftigsten Schlangen von Belize, die Jumping Viper und hätten sie beinahe nicht bemerkt. Sie besitzt die Färbung trockenen Laubes und in dieser Camouflage-Ausrüstung liegt sie am Boden – zum Glück tot. Der Guide sagt uns, das Gift dieser Spring-Schlange lässt dir nicht einmal mehr die Zeit aus dem Dschungel herauszukommen, die Wahrscheinlichkeit sofort an Ort und Stelle zu sterben ist sehr hoch.

Danach schaut keiner mehr in den Himmel nach Tukanen, sondern nur noch auf den Boden, wir wirken wie eine depressive Selbsthilfegruppe, die durch den Wald schleicht. Völlig durchgeschwitzt, der feuchte Regenwald macht die Temperatur auch nicht gerade erträglicher, fahren wir heimwärts an Francis Ford Coppolas Luxuslodge vorbei, gönnen uns ein Bad in den Rio Frio Natural Pools mit nettem Wasserfall, sehen außerdem die 5 Sisters Waterfalls und kommen völlig erschöpft bei Dunkelheit wieder bei der Barton Creek Outpost Lodge an. Diese Lodge liegt direkt an einem Wasserfall, pittoresk eingerahmt von wildem Dschungel wurde ein Holzhaus mit großer Veranda errichtet. Holzschaukeln, Hängematten, Schaukelstühle und beste Backpacker-Gesellschaft machen das Bild perfekt. Aus dem hauseigenen Orangengarten dürfen wir nach Herzenslaune Früchte picken und sie an Ort und Stelle pressen – die Frühaufsteher Marlin und Georg finden Gefallen daran, morgens um 6.30 (bleibt mir zwar ein Rätsel, aber bitte) die Ernte einzufahren und Francesco presst die 65 Orangen anschließend für uns zum Frühstück aus. Unser Tagesablauf? duftender Cafe, frischer O-Saft, romantischer Spaziergang zur Veranda, süßer Schokokuchen vom Restaurant, anregende Morgenkommunikation, bis es zu heiß wird, dann ein kühles Bad am Wasserfall, anschließend ab in die Hängematte, etwas im Internet surfen (bin nun auch Facebook-Member geworden), Karten spielen und schwupps ist schon wieder Abendessenzeit.

Flatter, flatter, Kräh. Was ist das? Ein grüner Bilderbuchpapagei besucht uns abends am Auto. Mann, den würde ich sofort in meine persönliche Arche Noah aufnehmen. Er guckt mich aus treuen schwarzen Augen an, legt den Kopf schief und fliegt auf meine Schulter, flüstert mir was ins Ohr und beschließt den Abend über an meiner Seite zu bleiben. Ich kredenze ihm Früchte und bin erstaunt, dass seine Lieblingsmahlzeit Cheerios sind. Abend für Abend besucht er uns auf dem Stellplatz und morgens begrüßt er mich im Restaurant. Ich bin hingerissen! Bin bereits mit Georg am diskutieren, denn am schönsten wäre es, einen großen Trailer an den Toyota anzuhängen, dort würden sich jetzt schon einige liebgewonnene Tiere tummeln. Ein Pferdchen von Canada, ein Squirrel aus Amerika, ein Leguan aus Mexico, natürlich Doggy und jetzt der schöne Papagei aus Belize.

Ach so, dahinter müsste natürlich noch ein Aquarium, denn Delfin Sidney kann ich nun wirklich nicht zurücklassen!

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