Blog

PLAYA CONCHAL

Samstag, 25.03.2011

Strandcamping

Eine tiefe Stimme schreckt uns hoch. „Buenas tardes! Que hacen aqui?“ (Guten Abend, was macht ihr hier?). Gerade haben wir uns gemütlich am ersten Strand Costa Ricas eingerichtet, da erscheinen zwei düster dreinblickende Polizisten in Uniform. Mit einem Moped sind sie zu zweit aneinander gekuschelt über die Strandstraße gefahren und haben uns per Zufall entdeckt. Wir sind etwas überrascht, aufgrund der rauschenden Wellen haben wir kein Motorgeräusch vernommen. „Äh... buenas tardes, senores....“ - sage ich, am liebsten hätte ich geantwortet „Na, nach was sieht´s denn aus, die Herren?“:

Tisch und Stühle sind bereits aufgebaut, der Toyota mithilfe eines Astes ausgelevelt und die Flasche Cabernet Sauvignon steht auch schon griffbereit. Aber wir wissen ja, Höflichkeit ist Trumpf, die Gesetzeshüter wollen umgarnt werden, meist auch nur ein Kaltgetränk gereicht bekommen.

„Buenas...Me iiamo Andrea. Mucho gusto. Es un lugar muy bonito aqui! Quieren ustedes una coca o un jugo de naranja? (Guten Abend, ich heiße Andrea, angenehm (Begrüßungsformel). Ein sehr hübscher Platz ist das hier! Möchten sie eine Cola oder vielleicht einen Orangensaft?)“. Die Beiden bejahen und gleich sieht die Welt ganz anders aus, ein Lachen huscht über ihr Gesicht, Cola schlürfend nehmen sich beide einen Campingstuhl, setzen sich und beginnen Small-Talk mit uns. Als wären sie nie woanders, als in unseren Stühlchen gesessen, die Welt nie schöner gewesen als heute, stellen sie uns interessierte Fragen zu unserem Auto, unserem Vorhaben – kurz zu unserer gesamten Reise. Kein Wort über Führerschein, Fahrzeugschein oder Dokumente...Wir quatschen und ratschen, immer noch im Hinterkopf, es könnte eine Strafe für Wildcampen geben - sind wir doch einfach am Strand entlang gefahren, so lange, bis es eben nicht mehr ging, haben uns anschließend ein Stück den Hügel hochgearbeitet und uns schließlich hinter ein paar Bäumen, aber direkt am Meer versteckt.
Doch Tomas und Ronco sind voller Begeisterung für unser Abenteuer, als sie hören, es ist unser erster Tag in Costa Rica heißen sie uns willkommen, einer greift in die Innentasche seiner Uniform und holt mehrere Broschüren für uns heraus: eine Faltkarte über den Strandabschnitt, ein Bonusheft für Frühstück in ortsansässigen Hotels, sowie einen „Pasaporte de Seguros“ (Sicherheitspass), mit 35 Seiten nützlichen Hinweisen zur Sicherheit in diesem Land (keine Wertsachen mit zum Strand nehmen, keinen auffälligen Schmuck tragen, nur zertifizierte Guides anheuern, Safe im Hotelzimmer benutzen etc.). Und - ja, klar wäre es in Ordnung, wenn wir hier campen wollen, „es una playa libre!“ (ist ja ein freier Strand), viel Vergnügen!

Wo wir jetzt schon mal fachkundigen Rat vor Augen haben, erkundigen wir uns auch gleich über die Sicherheit hier. Naja, die beiden schauen sich an, meinen: besser wäre es eigentlich schon, direkt in der Nähe eines Hotels zu campen. Auf der anderen Seite können sie uns auch keine Überfälle in der Gegend nennen, so dass wir beschließen hier zu bleiben. Es ist einfach zu schön! Zu einsam! Zu paradiesisch! Ein Heer an Papageien sitzt in den Bäumen, die Mangobäume hängen schwer voll reifer Früchte, die Bananenstauden sind prall gefüllt. Costa Rica – reiche Küste, wahrlich!

Nicht nur einen Tag oder zwei, nein, ganze vier Tage verbringen wir schlussendlich hier am Playa Conchal, einer Bucht nach Playa Brasilito über dem bekannten Tamarindo Beach, auf der Halbinsel Nicoya. Wir kamen von Nicaraguas San Juan del Sur, wo wir am Playa Marsella nette Bekanntschaft mit den Amerikanern Karen und Ray machten, die seit nunmehr sechs Jahren ein „Bed&Breakfast“ führen. Über die Grenze ging´s bei Penas Blancas, über Liberia direkt hierher. Boarder-Crossing-Tage sind ja immer etwas anstrengend, aber diesmal ging das Prozedere einfacher, schneller und „ordentlicher“ über die Bühne als sonst: wir bezahlen nichts für die Personeneinreise, $ 3 für die Auto-Fumigation, 7000 Colones/10 Euro Autoversicherung für 3 Monate (ging nicht kürzer) und waren nach schnellen drei Stunden im gelobten Costa Rica, der Schweiz Mittelamerikas.

Und nun können wir uns kaum lösen von besagtem Strand. Doch die Argumente sprechen auch für den Strand (und mich): türkisgrünes Meer, das zum Schwimmen einlädt, feiner gelber Sandstrand, praller Sonnenschein, kostenloser Stellplatz ohne Nachbarn, voller Kühlschrank, Schatten durch perfekt plazierte Bäume, aufgestockte interne Bücherei, mein beinahe vertrocknet-depressiver Bikini, der so lange nicht mehr getragen wurde! Wo, um Himmels willen, soll der Grund liegen, dass wir das Paradies schon wieder verlassen sollen?? Georg? Erbitte ernsthaft Antwort...

PS. Anmerkung zum Bild: da unsere Kamera leider in der Toyota-Werkstatt in Nicoya gestohlen wurde, haben wir keinerlei Bilder von der Halbinsel und ihren sensationellen Stränden...doch es war wirklich, wie auf der Postkarte!

NICOYA

Mittwoch, 28.03.2011


ein unglÜck kommt selten allein!

Na schön! Ich wurde überzeugt. „Wir sind ja auf einer Reise und wollen ja noch so viel sehen.“ Außerdem waren es Nachts, 24.00 Uhr noch satte 31 Grad, bei 76% Luftfeuchtigkeit. In München nennt man so was Mitternachts-Biosauna.

Morgens müssen wir den Flüssigkeitsverlust erstmal mit drei Litern Wasser wieder kompensieren. Doch so langsam hat mein Körper keinerlei Feuchtigkeit mehr... Es ist überdimensional heiß – der Tag startet morgens um 6.00 (vorher keine Aufzeichnungen von mir!) bereits mit satten 26 Grad, das Thermometer klettert danach rapide und stetig auf mittägliche schier unerträgliche 38 Grad, um abends um 22.00 wieder auf 33 Grad zu fallen. Unglaublich schwül und hot, da nützt auch der gelegentliche Wind nichts mehr.

So machen wir uns nach Tag drei der Biosauna auf zu neuen Gefilden: wir wollen die steppenartig kahle Halbinsel Nicoyas erkunden und fahren die Küstenstrasse entlang. Zum Glück im Toyota, denn ein Wohnmobil hätte diese Strecke nicht überstanden. Während der Fahrt sehen wir die entzückendsten Strände, von weiß wie Perle bis schwarz wie Schokolade, erblicken raue Felsenlandschaften, schroffe Küstenabschnitte, genauso wie üppige palmengesäumte Paradiese. Zwischendrin Savannen, Leguane, Tukane und Kolibris, aber auch Hotels, Bed&Breakfasts, hippe Läden wie am Playa Tamarindo und eine Partygemeinde, die gerade gemeinschaftlich am Strand erwacht. Kurz vorm angepeilten Campground in Samara machen wir Stopp vor einem Supermercado, um unsere mittlerweile knapp gewordenen Lebensmittelvorräte aufzustocken. Costa Rica ist, oh welche Neuigkeit, bedeutend teurer, als die bisher befahrenen Länder Mittelamerikas, so berappen wir satte 35000 Colones (€ 50) für eine Tüte voll mit Brot, Wasser, Käse, Gemüse und, naja, ok, eine klitzekleine Flasche Cabernet Sauvignon.

„Huuuuuuuup.“, nein eher „HWWUUUUUUUUUUP HHUUUUUUP“ und gleich nochmal. Ein ohrenbetäubender Lärm und er stammt noch dazu von unserem Toyota. Was ist denn jetzt passiert? Que pasa!? Gerade kommen wir aus dem Supermarkt heraus, haben das Essen im Auto verstaut und wollen losfahren, da erklingt das Stress-Geräusch! Georg dreht den Zündschlüssel um, und – nichts passiert, ausser dem phänomenalen Ton unserer verstärkten Hupe. Nochmal...genau das selbe Spiel! Das gibt´s doch nicht, jetzt stehen wir inmitten der Einkaufsstaße Samaras und die Hupe geht nicht mehr aus. „HUUUUUUUUUP“ - ohne Unterbrechung. Jetzt sogar noch, als ich den Schlüssel abziehe. Georg liegt mittlerweile schon unter dem Auto, Schweißperlen stehen uns auf der Stirn. Nicht nur, dass die Temperatur von 38°C den Körper auf Hochtouren bringt, die Sonne auf den Kopf knallt - der akkustische Stress tut sein Übriges. Am liebsten möchte ich mir auch mit beiden Händen die Ohren zuhalten, wie es die Drama-Queen vor mir mit Diva-Gestik bereits tut. Sorry, wir tun es ja nicht aus Spaß! „HUUUUUP“, Scheiße, ist das nervig!

Georg klemmt die Hupe ab. Schon besser. Wenigstens Ruhe. Doch jetzt bewegt sich einfach gar nichts mehr. Ich drehe den Schlüssel erneut um, es ist ein leichtes klack, klack, klack zu hören, alle Lämpchen am Armaturenbrett spielen Weihnachten und Silvester. Sonst nichts. NIX. Gar nichts passiert. Wir stehen.

Was tun? Nochmal Motorhaube auf, Georg haut ein paar mal mit dem Hammer irgendwohin, ich kann ihn nicht sehen, drehe ich doch auf Anweisung immer wieder den Zündschlüssel um – innerhalb kürzester Zeit sind wir umringt von unfachkundigen Leutchen, die eigentlich nur Einkaufen wollten, nun mit großen Augen um uns herumstehen. Gaffer, wie auf der Autobahn. Der ein oder andere wirft schlaue Sprüche ein, die leider alle nichts helfen. Die einzige Chance, die wir haben, ist: Auto anschieben, Gang rein und Kupplung kommen lassen. Zum Glück funktioniert`s! Wir verbrennen uns zwar allesamt die Fingerkuppen (die Sonne hatte ja auch schon fünf gute Stunden Zeit draufzubrennen), um die vier Tonnen in Bewegung zu setzen, doch der Toyota schnurrt wieder und wir machen uns auf den Weg zu Guido, einem Bekannten von Georgs Schwager. Außerdem ist er der der Besitzer der „Flying Crocodile Lodge“, einer Gyrokopter-Schule, 8 km nördlich von Samara. In der Hoffnung, dort ein, zwei Tage stehen zu können, den Toyo ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen und eventuelle Fehler entdecken zu können kommen wir dort an. Leider ist Guido nicht vor Ort, nur seine Frau, und die gibt uns nicht gerade ein herzliches Willkommen. Eher ein Anti-Hallo.

So steigen wir in den noch laufenden Toyota und erreichen in weiteren zwei Stunden wieder Liberia, wo wir die Toyota-Werkstatt "Purdy Motors" beim Vorbeifahren gesehen haben. Zum Glück ist der Chef auch am Sonntag abend da und so dürfen wir uns noch schnell innerhalb der Gitter auf den Parkplatz vor die Werkstatt stellen. Drei Minuten haben wir, um unsere sieben Sachen zusammenzupacken (Computer, Wertsachen & Co) und das Lot wieder zu verlassen. Völlig entnervt, enttäuscht und verschwitzt buchen wir uns im nebenan befindlichen Hotel „El Bromadero“ für $ 50 ein Zimmer.

Am nächsten Morgen pünktlich um 7.30 Uhr liefern wir den Autoschlüssel ab, dürfen leider nicht dabei bleiben und sollen Vally um 11.00 Uhr wieder abholen. Angeblich wurde alles durchgecheckt, von Batterie über Anlasser („el Arranque“, wieder ein neues Wort, das ich lernen musste) bis hin zur Lichtmaschine. Leider wird in den dreieinhalb Stunden kein Problem gefunden – dafür unsere Foto-Kamera. Ja, die gute Panasonic Lumix TZ 10 ist weg! Haben wir dummerweise im Handschuhfach vergessen...Ja, brauchen wir auch gar nicht mehr drüber sprechen: nuestra culpa, nuestra culpa, nuestra maxima culpa! Saublöd!

Wir bemerken den Verlust leider auch erst, als wir am Playa Samara beim Campground „Los Cocos“ ($10/Nacht!) stehen und vom Bilderbuchstrand ein paar Aufnahmen machen wollen. Die schöne, weit geschwungene Bucht wird eingerahmt von üppigen gelbgrünen Palmen, kilometerweit reicht der Strand, hippe Lokale, so gut wie keine Menschen und chillige Musik machen das angenehme Ambiente perfekt. Leider ist der Wellengang trotz vorgelagertem Riff etwas besser für Surfer als für Schwimmer geeignet und ich entsteige dem Meer mit kiloweise „Arielle-die-Meerjungfrau-Accessoires“ - Algen, Sand und Muscheln auf dem Kopf und im Bikini.

Auf den Schock des geklauten Fotoapparats trinken wir erst mal einen, dann rufe ich bei der Firma an. Heute wäre die Kamara ja noch dort vor Ort...Ich gebe alles - und die Hoffnung nicht auf. Der Werkstattleiter ist noch nicht mal überrascht, verwundert oder empört, er entgegnet (mir viel zu) ruhig: „Ich werde die Belegschaft mal dazu befragen...“.

Am nächsten Morgen: Toyota streikt. Springt nicht an. Ich dafür im Kreis. - In Kurzform: Georg startet fremd mit der Innenraum-Batterie, das heißt er überbrückt irgendwelche Kabel mit anderen Kabeln und nach zehn Minuten können wir dann doch losfahren. Welch ein Glück. Doch so kann´s nicht weitergehen!



ERFREULICH(ER)ES!

In der Zwischenzeit hat Georg das Toyota-Problem im Internet auf dem Buschtaxi-Forum gepostet, und – siehe da – bekommt umgehend Antwort: Timo, aus Costa Rica schreibt: „Mach dir mal keine Sorgen. Kommt einfach vorbei, ich wohne in Nicoya und wir kriegen das Problem bestimmt in den Griff...“ Gesagt, getan.
Auf diese nette Einladung hin treffen wir ihn und fahren mit zu seinem Haus. Ein unbeschreiblicher Glücksfall! Nicht nur, dass Timo ein Könner im Toyo-Schrauben ist, er und seine Eltern (die gerade bei ihm Urlaub machen) sind herzlich, menschlich, lustig und bereichernd. Während Timo und Georg wie verrückt am Toyota basteln, drunter liegend und drüber stehend, werde ich von Erika mit selbstgerührtem Kuchen, hausgemachten Windbeuteln und Freddy´s eigenhändig gebackenem Brot verwöhnt. Ich sitze auf der Terrasse, genieße den Blick über Berge und Bäume, einen heißen Milch-Kaffee in der Hand und bin wieder ein wenig versöhnt mit der Welt. Wir dürfen unsere Wäsche waschen, unsere Körper duschen und unsere Mägen füllen.

Als ich mal wieder im Garten bei den Jungs vorbeischaue, löten die gerade an der Solarzelle, was der Kolben hergibt, messen außerdem die Batterie (nochmal) und stellen dabei fest, dass unser Problem nicht der Anlasser, sondern eben doch die Batterie ist. Zwischendrin hilft Michi von Desert-Tec tatkräftig am Telefon mit, und irgendwann steht fest: es ist wohl ein Wackler in der Batterie und sie muss getauscht werden. Timo macht´s tatsächlich möglich: aufgrund seiner Kontakte hier schafft er es, dass wir schon morgen Nachmittag eine nigelnagelneue Batterie in Händen halten werden. Das wird gefeiert!

Leider gibt’s (aus oben genanntem Grund) keine Fotos davon.



KAMERASUCHE

Eine neue Kamera muss her, das ist klar. Wir waren so zufrieden mit der Leistung der TZ 10, dass wir versuchen wollen, das Nachfolgermodell aufzutreiben. Gar nicht so einfach. Wir laufen in etliche Elektronik-Läden in der Umgebung Nicoyas (das höchste der Gefühle sind drei bis fünf Mini-Digitalkameras zur Auswahl), fahren wieder nach Liberia, schauen bei der Gelegenheit noch mal bei "Toyota Purdy" vorbei, machen unserem Ärger Luft– natürlich hat keiner die Kamera gesehen! Pah! Mit wachsender Enttäuschung besuchen wir noch drei weitere „Casa Blancas“, der „Media Markt“ Costa Ricas. Nix. Niiix. Da stehen vier Fernseher, drei Waschmaschinen und Maximum fünf Fotoapparate hinter Glasvitrinen. So ein Mist.

Egal, wir dürfen uns nicht mehr grämen, denn eins haben wir nun wirklich auf dieser Reise gelernt: Ärgere dich nicht über das Problem – versuche, es zu lösen!

Also recherchieren wir jetzt mal im Internet. Online können wir keine bestellen, "Amazon" liefert nicht nach Costa Rica. Also, genauer gesagt, Klamotten und Haushaltswaren schon, nur eben Elektronik nicht. Hiesige Online-Shops scheint´s nicht zu geben. Unsere einzige Chance im Moment: Fahrt nach San Jose. Im Stadtteil San Pedro gibt’s eine der größten Shopping-Malls Costa Ricas. Wenn´s die nicht haben, können wir es knicken.

Wir hoffen und machen uns auf den Weg. In Miramar wollen wir übernachten, oben in den Bergen gibt es laut Reise-Know-How-Führer eine Lodge unter deutscher Leitung, „Golfo di Nicoya“. Doch dort werden wir wieder mal von einer Deutschen enttäuscht. Auf unsere Frage nach einem Stellplatz meint die blonde Endfünfzigerin mit Mega-Make-up schnippisch und spitz: „Na, das hatten wir ja noch nie! Mh. Mal sehen. Und ihr übernachtet dann in dem Auto da, oder was? Da muss ich ja jetzt den Chef anrufen!“, seufzt tief aufgrund der schier unerträglichen Aufgabe und schlappt träge davon. Nach einer gefühlten Ewigkeit schlurft sie zu uns zurück: „Ja, da kann ich Euch nur Folgendes anbieten: Eintopf mit Fisch oder Huhn, könnt ihr euch aussuchen und dann eben für 25 Dollar. Also jeder, ne, pro Person!? Dann könnt ihr ebent auch die Toiletten benutzen. Die braucht ihr doch auch, oder?!“ Als wir verwundert gucken und meinen, das wäre uns doch etwas zu viel, wir wollen ja auch gar kein Essen, sondern nur einen „sicheren Platz“ entgegnet sie frech „Ja, also wir waren ja auch schon mal campen in Deutschland, ne. Und da kostet´s das ja wohl auch! Da braucht ihr jetzt nicht so zu schauen! Aber ich würd das ja eh nicht wieder machen!“. Ohne Worte.

Also fahren wir die Strecke in der Dunkelheit wieder zurück und finden im Ort ein Schild „Cabanas a aguiler“ (Motel/Cabanas zu mieten), sprechen mit dem Besitzer und können für umgerechnet € 7 auf dem Parkplatz stehen, bekommen den Schlüssel für ein Zimmer um darin das Bad die ganze Nacht benutzen zu können. Komisch, dass andere so flexibel sein können...

SAN JOSE

Freitag, 01.04.2011

multiplaza - multiglÜck

„Schatz! Schau! Da ist unsere Kamera!“ - im Mulitplaza San Pedro´s entdecken wir einen exclusiven Panasonic-Laden, und siehe da – er führt genau unser Model. Zwar heißt es DMC-ZS 7, sieht aber genauso aus. Ich geh gleich mal fragen und bin danach wieder enttäuscht. Zwar ist es unser Model, im amerikanischen Raum wird sie nur anders benannt, doch der Laden ist lediglich ein „Showroom“, verkauft also weder den 2x6 Meter großen beeindruckenden Riesenplasma-Fernseher, auf dem gerade Avatar läuft (muss an mich halten, um nicht glotzend davor festzukleben), noch andere Elektronikgeräte, die wir hier ausgestellt sehen. So ein Mist!

Ich erkläre dem Verkäufer, in dem Fall wohl „Berater“ genannt unser Problem, und Marius ist äußerst hilfsbereit. Nicht nur, dass er zehn Minuten am Telefon hängt, um herauszubekommen, welcher Laden in der Nähe der Mall unsere Kamera noch vorrätig hätte, nein, er zeigt uns auch auf „Google Earth“ den Weg und druckt die GPS-Koordinaten aus. „Gollo Zapote“ heißt der Shop und soll sich nur 25 Minuten entfernt befinden. Das Straßennetz ist ausserordentlich gut ausgebaut, die Fahrer zurückhaltend bezüglich Hupe und Gas, Costa Rica macht Freude am Fahren. Und nicht nur das - wo wir schon beim Loben sind: der Hygiene-Standard ist top! Die Toiletten sind wieder sauber, eine Klobrille ist vorhanden und sogar Papier gibt’s dazu! Die Türe ist verschließbar, Seife und Handtuch hängen parat. Ein Traum! Das Einkaufscenter zu verlassen ist für mich sehr schwer – hunderte von Läden von Zara über Mango bis hin zu Calvin Klein und Carolina Herrera - und das nach der langen Shopping-Abstinenz. Nach einem Besuch im North Face-Laden war mit Einkaufen aber Schluss (wir hatten ja das eigentliche Ziel, den Kamerakauf noch nicht erreicht). So fahren wir zu „Gollo“- und siehe da: jawohl, wir bekommen die Panasonic ZS 7, zwar nicht in Wunschfarbe schwarz, dafür aber zum absoluten Schnäppchenpreis. Selbst die Zusatzakkus von unserer verschwundenen Kamera passen noch.

Problem gelöst!

FORTUNA

Samstag, 02.04.2011

heisse lava - kÜhle Temperaturen

„Boah, ist das angenehm hier“ - ich liege im Bett und freue mich aufgrund der niedrigen Temperaturen. „Ist ja auch nur 28 Grad!“ entgegnet Georg trocken. Wir befinden uns in Fortuna, auf 600 Metern Höhe, nahe dem Vulkan „El Arenal“, einem der aktivsten Lavaspucker der Welt (nur fünf oder sechs sind fortwährend aktiv).

Die erste große Eruption fand im Jahr 1968 statt: mit gewaltigem Druck explodierte der Arenal, mehrere Quadratkilometer wurden mit heißer Lava, glühenden Felsbrocken mit bis 7,50 Meter Durchmesser und Asche bedeckt. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich die Umgebung in eine dunkle Mondlandschaft, die Ortschaften Pueblo Nuevo und Tabacon wurden dabei völlig zerstört, 80 Menschen kamen ums Leben.

Beim Campground „Pura Vida“ in Fortuna, der sicheren Seite des Vulkans, können wir zu Fuße des Berges nächtigen und fahren tags darauf einmal um den ganzen Stausee, an dessen rechten Ende er sich befindet. Majestätisch stolz ragt er auf, aus dem Krater entsteigt gewaltiger Rauch, die eine Seite präsentiert sich in dumpfem Moosgrün, auf der anderen sehen wir dunkles Gestein. Der Chiemsee-große Arenal-See ist die einträglichste Energie-Quelle des Landes, der daraus gewonnene Strom wird bis nach Nicaragua und Honduras geliefert, über ein Kanalsystem werden umliegende Felder bewässert. Auch der Tourismus profitiert vom See: an allen Ecken und Enden wird Windsurfing angeboten (eines der besten Starkwind-Reviere der Welt), Bootstouren und Sportfischen werden offeriert. Beim Ort „Nuevo Arenal“ kommen wir nach mehreren Flußdurchquerungen (brauche nun neue Flip-Flops, beim Oberschenkel hohen Durchwaten aufgrund der reissenden Strömung kaputtgegangen) - rechts und links von uns der wilde kreischende Dschungel, vor uns staubig-holprige Abseitsstraßen - wieder auf Teer-Terrain an und entdecken eine „German Bakery“. Dort kehren wir postwendend ein, nach so viel Durchschüttelei habe ich mir nun wahrlich einen Käsekuchen verdient, treffen mehrere Traveller aus Mexico wieder, trinken Cafe und quatschen uns in den Abend hinein.

Wir können am Gemeindegrund von Nuevo Arenal direkt am See traumhaft idyllisch frei campen (außer drei Stuten mit Fohlen ist keiner da), genießen den blutroten Sonnenuntergang und machen Fotos, Fotos, Fotos...

Mitten in der Nacht wache ich auf. Absolute Dunkelheit. Ich schlage die Augen auf. Der Wecker meldet 2.00 Uhr. Es raschelt. Was ist das? Schrrrlll. Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ist doch ausser uns keiner da. Ich höre das Wasser im See, die kleinen Wellen rauschen. Aber da ist noch was. Gschrrr. Es raschelt wieder. Es geht einer durch die welken Blätter. Links vom Auto. Zwischen See und uns. Lautes Geraschel jetzt. Es nähert sich, was auch immer es ist. Es oder Er? - Ich wecke Georg auf. „Da ist was! Hörst du das?“, flüstere ich. „ Ja, ja, ich bin schon wach. Ich höre es auch.“ Megalautes Geraschel jetzt. Schätzungsweise nur zwei Meter vom Auto entfernt. „Ich geh da raus. Wo ist die Taschenlampe?“. - Abgang Georg. Ich taste nach dem Bärenspray. Öffne die Dachluke. Schaue raus. Sehe Georg, wie er zum See runterleuchtet. Sonst nix. Es raschelt wieder, die Spannung steigt - und da erscheint, hinter einem Baum, erst sieht man nur die Umrisse, die sich schwarz vom Hellblau des Sees abzeichnen...- ein kleines Fohlen. Zuckersüß und flauschig. Die dünnen Beinchen zittern, die Augen sind aufgerissen, es ist geblendet vom Schein der hellen großen MagLite-Lampe. Es wiehert herzzerreissend laut nach seiner Mami, unfähig, sich zu bewegen, starrt es Georg an. Wie im Western. Georg mit gezogener Lampe. Auge in Auge. Ich muss lachen, Mami kommt angaloppiert. Alles gut, die Anspannung weicht dem Gekicher. Lampe aus, Fohlen entspannt, wir auch – weiterschlafen...

ARENALSEE

Dienstag, 05.04.2011

hanging bridges

"Schau hier! Und da!" Und zwischendrin laufen, laufen, laufen. Wir wandern in 93 Metern Höhe über den Regenwald. Blaue und rote Aras fliegen um uns herum, der Nebelwald leuchtet in sanften Grüntönen und mittendrin im Unterholz entdecken wir einen feuerroten Frosch. Mit blauen Beinchen sieht er aus, wie eine Comic-Figur – ist aber nicht zum Lachen, denn wenn er sauer wird, ist er giftig: der Giftpfeilfrosch.

Schon vor Urzeiten nahmen Indianer sein Gift ab, um ihre Pfeile damit tödlich zu machen. Shit, hoffentlich erzählt man den Mädchen hier nicht auch die Geschichte vom Prinzen!
Wir wandern mitten durch den saftigen Dschungel, eine ganz besondere Geräuschkulisse um uns herum, dumpfes Pochen und Schlagen, Vögel, Brüllaffen, Grillen und Frösche tun ihr Übriges zum wilden Konzert. Macht schon Spaß, über den Baumkronen zu laufen, den Blick nach rechts zum Vulkan genießen, geradeaus blickdichtes Hellgrün, Flaschengrün, Gelbgrün, Blaugrün, Dunkelgrün, Graugrün, Giftgrün und Smaragdgrün.
Unter den Füßen das helle Gitter, durch das man wiederum nur Baumwipfel sehen kann. Das Adjektiv spar ich mir jetzt mal...

PLAYA ESTERILLO

Mittwoch, 06.04.2011

Brad´s surfshop

"Why don´t you just come to my house? You´re invited! I´m admiring your journey, what an adventure! - and my house is really big, so come with me and stay!" - offeriert uns Bratt. Gerade kommen wir am Playa Esterillo Oueste an, sind auf der Suche nach einem Campground mit Elektrizität, denn das Solarpanel hat mal wieder seinen Geist aufgegeben.

In Puntarenas haben wir Lebensmittel aufgestockt, ein neues Bettlaken und Flip Flops gekauft, sowie uns in einer Ferreteria einen Lötkolben zugelegt. Der soll jetzt zum Einsatz kommen und die Kontakte der Solarzelle neu verbinden. Am linken Ende der Kleinstadt entdecken wir ein „Cabanas&Camping“-Schild, können aber leider keinen sehen, der dafür zuständig ist. Als wir so herumspazieren, spricht uns Bratt an, der am Eck einen Surfladen betreibt. „Hey, guys, can I help you?“ war der erste Satz, fünf Minuten später sitzen wir in netter Runde vor dem Surfshop, haben kaltes Bier vor uns stehen und hören die unterhaltsamsten Surfer- und Costa-Rica-Geschichten. Zwei Stunden später hocken wir immer noch da, nun schon zu acht, und müssen im Gegenzug über unser Abenteuer berichten. Kurz darauf folgt die Einladung. Das ist eins der tollen Dinge am Reisen: You never know!
Du weißt nie, was dich erwartet, welche Bekanntschaften du machen wirst, wie dein Tag sein wird. Nun dürfen wir bei Bratt, ehemaliger Texaner und mit 35 Jahren nach Costa Rica ausgewandert ("It was time for a change!"), im Garten unter einem Avocadobaum stehen; Freimütig gibt er uns den Schlüssel zu seiner Küche und dem Badezimmer, lädt uns noch auf zwei Bier ein und meint ganz lässig: "Make yourself comfortable, feel at home - I have to go now... there´s a fish-taco-event at the beach, Í caught a big Dorade this morning. Wanna come with me?" - als wir uns dazu nicht auch noch aufdrängen wollen (und die Dusche schreit nach fünf Tagen Abstinenz schon duftend verlockend nach uns), meint er "That´s ok. Just enjoy and I´ll see you tomorrow", sprachs, legt den Schlüssel hin, und weg war er.

MANUEL ANTONIO

Freitag, 08.04.2011

discovery channel

Das T-Shirt klebt am Körper, der Rock könnte kürzer nicht sein, doch trotzdem fließt der Schweiß in Strömen. Selbst um 7.00 Uhr morgens, als wir uns in den Tag stürzen ist es fast unerträglich schwül-heiß. Wir stehen direkt neben dem Meer, am Parkplatz vor dem Nationalpark „Manuel Antonio“, eine kurvenreiche Straße hat uns von Esterillos über Quepos hierhin geführt. Costa Verde heißt der Küstenabschnitt, und zu Recht: es wuchert in sämtlichen vorstellbaren Grünschattierungen (ähem, wie bereits oben beschrieben), das Land scheint aus allen wilden Nähten zu platzen.

Im beliebtesten Nationalpark Costa Ricas wollen wir Flora und Fauna bewundern, sowie mit etwas Glück auch ein paar hier wild lebende Tiere entdecken. 109 Arten Säugetiere kommen im Park vor, darunter auch das hübsche Totenkopfäffchen, dessen Unterart „Citrinellus“ im Land endemisch ist. So wandern wir, ausgerüstet mit Wasserflasche, Sonnencreme, Fernglas, Foto und einer kleinen Brotzeit bereits frühmorgens los. Die Nacht war aufgrund der Temperaturen eher mäßig, außerdem fanden drei Moskitos ihr vorübergehendes Zuhause im Toyota. Sie quälten uns dermaßen, dass Georg nachts um 3.30 Uhr den Schraubenzieher lärmtechnisch großartig rauskramte und eine mückenundichte Stelle an der Plastikbefestigung der Dachluke beseitigte. Danach war der Tesa dran und die zehn kleinen Öffnungen der Seitenfenster wurden unter Schimpftiraden zusätzlich abgeklebt. Das Schöne daran: die Mücken hier fahren nicht nur auf mein Blut ab, gut zu wissen.

Erst sind wir etwas enttäuscht, im Park (Eintritt $ 10) gibt es einen unattraktiven Schotterweg, bereits zwanzig Pärchen sind vor uns polternd unterwegs, noch nicht mal ein Vögelchen läßt sich blicken. Doch wir schlagen einen Seitenpfad ein und arbeiten uns durch dichten Dschungel hin zum „Mirador“, einem Aussichtspunkt. Mit weitem Blick über die grüne Bucht werden wir belohnt, ausserdem entdecken wir im Unterholz ein Agouti, muss man sich vorstellen, wie ein aufgebocktes Meerschweinchen, so um die 40 Zentimeter groß. Auf dem weiteren Weg kreucht und fleucht es am Boden, eine erdfarbene Schlange von rechts (Terciopelo), ein ziemlich großer knallgrüner Iguana (Leguan) mit beeindruckendem orangefarbenem Irokesenschnitt macht sich gerade über ein Insekt her, links oben sitzt ein Faultier im Baum. Das läßt sich nun auch so gar nicht stören in seiner Ruhe und liegt Beine-und-Arme-breit-mach´s-Dir-bequem-mäßig auf dem Kapokbaum. Kurz guckt er zu uns herunter, dreht seinen Kopf vorwurfsvoll in die andere Richtung und pennt weiter. Nach unserem Dschungelpfad machen wir uns auf zum Strand, „Playa Blanca“ klingt einfach zu verlockend. Leider geht’s da schon wieder zu wie auf dem Rummelplatz, hunderte von Leuten baden, machen Picknick oder setzen ihre Kinder für´s Pipi in den Strand.
Obwohl die Szenerie der Natur wunderschön ist - heller Sand, weiter Strand, ein paar schroffe Felsen, eingerahmt von bepalmten Hügeln – machen wir uns sogleich wieder vom Acker und begehen den „Sendero Punta Cateral“. Da haben wir Glück, morgens ist dort noch keiner unterwegs und wir können ein waschechtes Kapuzineräffchen beobachten (Mono Cara Blanca), wie es in den Ästen umherspringt und sich Blätter pflückt. Nahezu posend wirft es sich vor uns ins Zeug. Kurz vor dem Verlassen der Anlage gehen wir dann doch noch schwimmen, zum Glück auch ohne Ellbogen auf dem Kopf, bei all den Leuten, und verlassen den Park über den „Playa Espadilla Sur“ – dabei läuft uns noch ein Nasenbär über den Weg, wir sehen den giftigen Manzanillo-Baum, den Meermandelbaum und lernen von den Schautafeln noch einiges Wissenswertes zum Thema Meeresflora hinzu.

Verschwitzt, aber glücklich steigen wir ins Auto und cruisen zwischen grünen Hügeln die neugebaute Küstenstraße Richtung Uvita. Wir sehen das Schild „Flutterby: Treehouse, Camping and Cabinas nearby the sea“, biegen schnell scharf rechts und stehen vor einer wunderbaren Backpacker-Location, 15 km südliche von Dominical. Sofort fühlen wir uns heimisch, machen es uns im Treehouse auf dem Sofa bequem und beschließen, länger zu bleiben (6 $/Person).

Ich mach jetzt mal das Faultier...

UVITA

Dienstag, 12.04.2011

Oh yeah! it was such a happy Birthday!

Mein Tag beginnt mit Tukangeschnatter, Schmetterlingsgeflatter und generellem Vogelgezwitscher vor Meerrauschkulisse schon mal ganz gut. Nach dem Scrambled-Eggs-Frühstück geht´s ab zum Strand, ein bisschen Meerluft schnappen und ein paar Züge planschen. Das mit dem Surfen mal ausprobieren und danach noch ein bisschen in der Sonne liegen...

Mh, eigentlich wollte ich jetzt so viel dazu schreiben, merke aber gerade, das war zu ehrgeizig...Ich mach´s kurz, denn heute ist der Tag danach, und mein sensibler After-Party-Kopf reagiert schon gereizt auf die Mango, die gerade aufs Toyotadach gefallen ist.

Zackig, knackig, kurz also...folgender Tagesverlauf:
Zuerst, und ganz wichtig, Essen bei Georg gewünscht (er kocht für mich und das ganze Hostel, denn alle sollen heute mitfeiern), per Rad zum Einkaufen durch Palmen hindurchgefahren, ordentlich geschwitzt und zurück am Hostel erst mal wieder in die Fluten gesprungen, Picknickdecke am Strand ausgebreitet, wohlgefühlt. Mit Schatzi gesonnt, gegessen, getrunken, gelacht, zurück zum Hostel gewatschelt. Nach ein paar Pläuschen dort ist es auch schon spätnachmittags und die ersten Cocktails werden geshaked.

So geht´s dann auch weiter bis zum Abend, immer mehr Leute kommen ins Tree-House, schlemmen Georg´s superyammie- Spaghetti-Bolognese-Topf, es macht richtig Spaß, wir lernen neue tricky Trinkspiele (King´s) und Leute kennen und geben uns bei viel Fun gemeinschaftlich ordentlich die Kante.

Die Megaüberraschung gibt´s um Zwölf: Patrick und Sophie aus Washington kreischen: Surprise! Und bringen ein leuchtend-fackelnd-blinkendes Etwas aus der Küche...Schoko-Eistorte! Mit 33 Silvesterkerzen drauf! Freude! Freude! Freude! Ich bin verzückt!

Ergo: sensationeller Tag am Meer, unter Palmen und unter Freunden. Live it great - I love it!

PS: Vielen lieben Dank an Euch zu Hause! Habe Euch sehr vermisst und mich daher extra-schnitzelmäßig gefreut über die süßen, bezaubernden, lieben, hinreissenden, ich-muss-gleich-heulen Emails, Karten, Ideen, Schmatzer, Drücker, Spaghetti und Kuchen mit Kerzen (das Schöne am Älterwerden ist, dass die Größe des Schokokuchens proportional zunehmen muss - aufgrund der benötigten Kerzenkapazität!)

UVITA

Montag, 18.04.2011

surfen, chillen, party...

„Next one! Next one!“, wir nicken uns zu, ein phänomenales Grinsen über das gesamte Gesicht. Die nächste Welle kommt bestimmt – und es ist unsere! Kaisa und ich liegen bäuchlings auf unseren Brettern, es ist ein wundervoller Spätnachmittag, leichter hautstreichel-Wind, die Sonne steht tief über dem Meer, taucht den Strand in mildes orangefarbenes Licht.

Vormittags waren wir am Wasserfall, haben uns ein paar kleine Meter hinuntergestürzt ins kühle, eher scheißkalte Nass – ein angenehmer Ausgleich zu den Aussentemperaturen. Nach einem späten Lunch krallen wir uns die Surfbretter, Kaisa hat einen freien Tag vom Flutterby-Volunteering und gibt mir wertvolle Tipps fürs Surfing...

Erste Erkenntnis: Scheiße, ist das Soft-Board schwer! Zweite: Fuck, sind die Wellen hier stark...sie bäumen sich auf und sind schwerer zu überwinden, als ich dachte, bis ich draußen bin schlagen sie mir mit ungeheurem Druck wie eine Mauer ins Gesicht, ich denke nur: Luft holen, Board festhalten, bewegen, schwimmen, ich paddele wie verrückt, sehe eine gute Welle, drehe das Board, liege wieder drauf, nochmal eintauchen mit den Armen, kraulen wie blöde und dann...dann nimmt sie mich mit... Ich gleite dahin, leicht, schnell, sanft cruist das Brett auf dem Wasser, ich blicke nach vorne, der weite ockergelbe Sandstrand flitzt mir entgegen, die Bucht, das Grün der Palmen, Bäume, Stauden und Büsche, hinter mir das rauschende blaugraue, sich kräuselnde Meer, die schäumende Gischt. Es geht so schnell, ich liege auf dem Bauch, genieße den Flow, versuche aufzustehen, ein Bein drauf, jetzt das nächste – Yeah, ich stehe, ich schwebe, ich surfe, die Welle schiebt mich vor sich her, hinter mir ertönt das wilde Brausen, Sprudeln, Brodeln des Wassers...dann verliere ich das Gleichgewicht und – batsch – platsche zurück ins Meer... sehe Kaisa neben mir, wir lachen uns zu, fangen an zu paddeln, wieder raus, schnell...

“Again! Next one! I´m loving it!“

UVITA

Sonntag, 24.04.2011

time to say good-bye

Ein merkwürdig surrend-flirrendes Geräusch weckt mich auf. Tssss. Ich blicke dem Ton folgend zum aufgeklappten Fenster und sehe fünf dicke schwarze summende Riesen-Wespen, die sich im Akkord und Kanon-singend fleißig daran machen, ein schlossartiges Nest zu erbauen. In unserem Auto! Frechheit! Ich schaue genauer und entdecke die dunklen, erdigen Grundmauern. Jetzt wird es dann wohl doch mal Zeit weiterzufahren!

Der Urlaub vom Urlaub war fein, das vorübergehende Zuhause im Flutterby mit Luxus wie Lümmel-Couch, große „ich-kann-Sauerei-machen-Küche“ und lecker Smoothie-Mixer hat mich ziemlich verwöhnt, auch den morgendlichen Strandspaziergang und abendlichen Surfgang werde ich vermissen. Ganz zu schweigen von den Parties (dabei besonders hervorzuheben ist Kaisa´s Birthday-Wine-and-Cheese-Party vorgestern), Gesprächen mit unterschiedlichsten Leuten (wobei, nach dem heuschreckenartigen Einfallen des 16-Mann-starken „Peace Cores“ letzte Woche nehme ich das wieder zurück), dem Chillen und Abhängen im Treehouse und am Beach.

Die Bikini-Streifen heben sich nun deutlich vom Restbraun ab, die Aussentemperatur von 35 Grad produziert keine Schweißperlen mehr, nein, fühlt sich sogar angenehm an, das fette „Anfänger-Soft-Board“ ist nach den zwei Wochen gegen das rote „Jetzt-gehts-los-Brett“ eingetauscht, die Sonnencreme ist aufgebraucht, ich finde den Weg zum Klo in der Nacht mühelos ohne Licht, das Tesa-Band mit unseren Namen bleibt mittlerweile einfach auf den Wein-Gläsern drauf, ich kenne jede Muschel am Beach und Blume im Garten persönlich und die neuen Gäste halten mich für die Besitzerin.

Time to move on!

TURIALBA

Sonntag, 24.04.2011

time to say good-bye, teil II

Nun ja, wir blieben dann doch noch zwei Nächte mehr. Malin und Espen fuhren abends ein und da gab es natürlich ein großes Hallo, zwei Monate lang haben wir sie nicht gesehen...so gibt’s nochmal ein klitzekleines Abendevent, in der „Jolly Roger“´s Bar, mit Blick über Baumwipfel, Meer und sogar ein Ministück vom Whale´s Tale kann man von hier aus sehen.

Die Chicken Wings sind doppelt gebuttert, die Pizza ist ultradünn, der Burger superzart und das Bier extrakühl. Alles Roger, sozusagen.
Am nächsten Tag machen wir uns nach einem schweren Abschied von Kaisa, Pam, Dean, Cam, Michaela und all den anderen auf den Weg zur Karibikseite Costa Ricas. Über kühle Nebelwälder arbeiten wir uns Richtung Norden vor. Aufgrund der sich schlängelnden Straße, der Lastwagen und Berge brauchen wir satte 4 Stunden für die knappen 270 Km. Die Nacht verbringen wir auf dem Parkplatz des „Hotel Americano“ in Turialba (4$/Toilettenbenutzung) und machen kein Auge zu. Betrunkene Penner liefern sich eine Boxerei vor unseren Autos, es wird geschrieen, gekämpft, gesoffen und geschlagen. Der Lärm-und Aggressionspegel nimmt hin und wiede retwas ab, dann schlafe ich für 20 Minuten wieder ein, um gleich darauf von uferlosem Gegröhle wieder aufzuwachen.

So geht das bis 3.20 Uhr, dann kommt die Polizei. Anschließend ist 45 Minuten Ruhe, Dann geht’s wieder los. Als sie dann auf dem Bürgersteig mit den Schnapsflaschen in der Hand einschlafen, kann ich endlich endlich rein aufs Klo, freue mich auf meinen Restschlaf von dürftigen 2 Stunden, um dann zu merken:
5.30 Uhr ist die Papagei-Happy-Hour! Alle Parrots der Gegend scheinen genau in dem Baum über uns geschlafen zu haben und wünschen sich nun lautstark einen guten Morgen...

CAHUITA

Donnerstag, 28.04.2011

Schokolaaaaade! Pur, rein, mein!

Bei 90°Luftfeuchtigkeit und 29° Celsius um 7.15 Uhr ist es hart, einen Tagesplan zu erstellen. Nein, ach nein, bloss kein Mitleid jetzt... Gestern nachmittag erreichten wir Cahuita, an der Karibikseite Costa Ricas. Trotz der Warnungen bezüglich Kriminalität wollen wir uns die Chill-out-side nicht entgehen lassen und tatsächlich: die Atmosphäre ist komplett anders, eine Welt für sich. Easy Reggae-Sound an jeder Ecke, bezaubernde Bars, einsamer Strand mit Kokospalmen und grünem Meer...

Auch hier lebt die Erde, aufgrund der hohen Niederschlagsmengen herrscht üppiges Wachstum (Bananenplantagen soweit das Auge reicht) und es gibt eine Vielzahl an Wasserfällen und Flüssen. Im Ort sehen wir Zoe und Ali – schon wieder eine nette feuchtfröhliche Runde beim Italiener...

Im zweitältesten Nationalpark des Landes verbringen wir den Vormittag des nächstes Tages (Eintritt gegen Spende), Waschbären und Iguanas kreuzen unseren Weg, in den Baumwipfeln sehen wir Kapuzineräffchen und meine momentan favorisierten Tiere: Sloths, Faultiere. Gemächlich krabbeln sie verwuschelt und verstruppelt am Ast entlang, die langen Haare hängen in Zotteln herab, die kleinen Knopfäuglein gucken verschlafen, der dünne Mund scheint zu grinsen, in Zeitlupe wird sich entlanggehangelt, um an der einladensten Stelle einfach hängenzubleiben. Warscheinlich sind sie innerlich einfach dazu fähig, schlichte grüne Blätter in THC-Substanzen umzuwandeln, anders ist eine solche 24-Stunden-Trägheit nicht zu erklären.

Beneidenswert, ein Leben völlig ohne Stress...mhm, kommt mir jetzt aber doch wieder etwas bekannt vor, doch solche Krallen würden mein Leben noch pimpen...einfach die Nägel ins Holz gebohrt - und abhängen. Traum. Hinter dichtem wucherndem Dschungel, hinter all den Tieren glitzert das Meer in guter alter Karibikmanier türkisgrün und bunte Riesenschmetterlinge flattern vor unseren Nasen.

Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zu meinem persönlichen Highlight des Tages: Schokofabrik! Also Fabrik ist nun wirklich übertrieben...ich glaube, die gesamte Anlage hat seit 1975 keinen Touristen mehr gesehen, aber die Kakaobäume stehen noch und tragen Früchte. Wir sind also die einzigen Gäste der Tour und genießen die private Show von Manu. Er führt uns im Garten umher, zeigt uns die verschiedenen Sorten Kakaobäume, manche tragen braunrote Früchte, andere weiße. Aus einer hellbeigen Blüte am Stamm des braunweiß-gefleckten Baumes erwächst die Kakaobohne. Die ovale Frucht mit harter, gerillter Oberfläche ist um die 20cm lang und 10cm im Durchmesser, innen verbirgt sich der wahre Schatz:

der Kern wird geschützt und umgeben von weißem, süßen, fast schon schleimigem Fruchfleisch. Als ich davon koste und so den Kern freilutsche schmeckt es auf meiner Zunge ein bisschen wie die Mischung aus Banane, Birne und Ananas, mit der Konsistenz von durchtränkter Watte, bauschig, pelzig, doch unheimlich lecker. Hat man erst mal das gesamte weiße Fleisch weggelutscht, kommt der Kakao-Kern zum Vorschein.

Wie geht es nun vor sich? Wie entsteht die Droge Schokolade, die süße Lieblingsversuchung, das braune Gold?

Der kleine ca. 3cm große Fruchtkern wird ausgelöst und zur Fermentation sechs Tage liegengelassen, anschließend für weitere sechs Tage zum Trocknen in die Sonne gelegt, bis er runzelig klein und braun ist. Nun sind die Kakaobohnen bereit zum Rösten. Manu zeigt uns das auf offener Flamme, schon kommt der typische schokoladige Geruch zum Vorschein... Tatsächlich schaue ich so gierig, dass mich Manu frägt, ob ich nicht gleich schon eine probieren möchte? - Claro! Und auch schon so schmeckt die Bohne hervorragend!

Ich nehm mir gleich noch eine, muss aufpassen, mir nicht die Zunge zu verbrennen. Ich kann es kaum abwarten, aber irgendwann ist das Rösten dann endlich vorbei, ich könnte direkt in die Pfanne beißen, muss mich aber noch gedulden, denn die braune Leckerei wird nun durch den Fleischwolf gedreht – und in das, was unten rauskommt könnte ich mich direkt reinlegen. BAAADEN darin, das könnte ich. Die gemahlenen Bohnen schmecken allerfeinst, Alarmstufe rot, höchste Suchtgefahr. Kakao pur! Also von mir aus können wir jetzt den Prozess stoppen, die weiche braune Paste abfüllen und wir sind dann mal raus. Aber nein, es geht noch weiter! Manu packt die gesamte Chose in einen Topf, rührt mit dem Löffel Milchpulver, Vanille, Kondensmilch und Rohrzucker ein, vermengt die Pampe mehrmals, knetet sie zum Schluss nochmal schön mit den Händen durch, streicht sie auf ein Holzbrett glatt – und voilá: fertig ist die Schokolade!
Nun kann ich nun wirklich nicht mehr an mich halten und verzehre, nein mampfe Stück für Stück. „So viel du essen kannst!“, steht ja auch auf dem Schild am Eingang... da will ich jetzt nichts hören.

Die Taschen vollgepackt mit 95%iger Organic-selbstgemachter-Mega-Super-Lecker-alles-meine-eigene-Schokolade verlassen wir Manu, die Fabrik, den Garten und die Bohnen. Mann, können wir nicht einen Kakaobaum auf unserem Toyotadach pflanzen?

Den Bauch vollgeschlagen, den Kühlschrank bis oben gefüllt mit Schokolade und im Allgemeinzustand ein bisschen schwindelig und schlecht steigen wir wieder ins Auto und fahren die restlichen 15 Kilometer über Puerto Viejo nach Manzanillo. Hier finden wir einen absolut perfekten Stellplatz, direkt am hellen, feinsandigen Strand, der von querwachsenden Kokospalmen umrahmt und verschönert wird, springen ins warme, kristallklare, türkise Meer und sind uns mal wieder einig: wir lieben unser Leben!

PUNTA UVA

Samstag, 30.04.2011

Jams, mojitos und jade

„Stir it up, little darlin´ stir it up“... Bob Marley jammt mit den Wailers, mein Minzblatt genießt sein Bad im frischkühlen Mojito, die meterhohen Kokospalmen rascheln ohrenentzückend im Windhauch. Eine verführerische Duftbrise vom Grill zieht uns um die Nase, das grüne Meer glitzert in changierendem Jade bis Smaragd, nanokleine Wellen schäumen sanft am Ufer auf. Der helle Puderzuckerstrand in Kombi mit azurblauem Himmel machen das Paradies perfekt und ich buddle frohlockend meine Zehen im Sand ein!

Wir leben in einer Postkarte! Idylle! Zauber! Glück! Paradies! Jedenfalls mittendrin im Mekka des Planschens, Schnorchelns und Hängemattenschaukelns! Senora Sonne gibt alles und scheint mit 33 Grad gönnerisch auf uns herab (nö, ist nicht zu heiß, Körpersensor sagt: Wohlfühltemperatur). Toyota steht auf Feinsand, keine 30 Meter entfernt vom türkisen Karibikwasser im Schatten eben genannter Prallpalme und wir sind die Einzigen am Strand (Arecife $5/Person - ja, das auch noch!).

Im Restaurant um die Ecke entdecken wir den „Watershake“ und finden, das ist eine neue Businessidee, zusammen mit den „Chicken-Flavoured-French-Fries“ - entscheiden uns dann aber doch wieder für Corona und Burger, bevor wir uns in die Fluten stürzen. Also eher: in die überdimensionale Badewanne gleiten. Manch einer beschwert sich über den fehlenden „Erfrischungsfaktor“, denn das Wasser hat gute Körpertemperatur, doch was soll ich sagen: HALLOO?? Geht´s noch?

So schnappen wir uns nach einem ausgedehnten einsamen Strandspaziergang die Taucherbrillen und schnorcheln im fisch- und farbenreichen Hausriff - keine drei Paddelschläge im kristallklaren Wasser entfernt - drauf los.
Ein bisschen, wie beim Dehner den Kopf ins Aquarium zu stecken.

„Let´s stay another night?!“ - wäre ich nicht von mehreren Personen (Malin, Espen und Georg, ja alle fallen mir in den Rücken!) zum Weiterfahren gezwungen, würde ich hier wohl 99 werden und ein paar Bikinistreifen und Sommersprossen mehr sammeln...(Wie? - Was soll das heissen: Panama soll auch so schön sein und ganz Südamerika erwartet uns doch noch....?)

"Stay right here...little darlin´, stay right here..."

BLOG Bilder