Blog

SOMOTO

Dienstag, 16.11.2010

Nepper, schlepper...

“Van conmigo!“, „Aqui“, „Puedo ayudarte!“, „Van a Nicaragua?“, „Quieren blalbalblablubb!“- wir werden umlagert und bestürmt und belabert, als würden wir gleich das goldene Ei legen! Wir nähern uns der Grenze Nicaraguas und es wird immer obskurer.

Ein Menschauflauf bildet sich, es wimmelt von Männern mit Zetteln in den Händen, alle winken uns zu. Einer klopft ans Fenster, hält sich fest und läuft mit. „Tengo algo para ustedes“ - „No van...“- sie schreien uns nahezu an. Lauter Schlepper, die sich darauf spezialisiert haben, Touristen über die Grenze zu bringen. Die Hütten der Grenzbeamten sind so unkenntlich und heruntergekommen, dass wir gar nicht das passende Büro finden können. Wir fragen uns durch, müssen mit ein paar Limpiras schmieren, damit wir überhaupt das Zollgebäude erkennen und erst mal unser Auto in Honduras abmelden können. Die Grenzbeamten schauen weder uns, noch unser Auto, noch unsere Reisepässe an, sie reagieren nur auf die Männer mit den Zetteln in den Händen. So bleibt uns nichts anderes übrig, als hier und da ein paar Limpiras abzugeben, erst dann setzt sich die Maschinerie in Gang. Vor den Holzhütten stehen bewaffnete Polizisten, einer sitzt auf der Ladefläche des Jeeps und sieht sich Film-Raubkopien durch, switcht eine DVD nach der anderen durch, entscheidet sich dann für vier Stück, die er schnell in die Jackentasche schiebt, den Reststapel gibt er dem Händler zurück. Ohne zu zahlen nickt er ihm zu, er soll sich schnell mal dünne machen. Anschließend grinst er und zeigt die Filme seinem Kollegen.

Während Georg und Francesco mit bezahltem Schlepper in verschiedenen Hütten verschwinden, mal aus dieser, mal aus entgegengesetzter Richtung wieder erscheinen, Kopien hier, Stempel dort, bunte Zettel zwischen den Fingern, bleiben Isabell und ich bei den Autos. Ein ganzer Bus kommt an, etwa fünfzig Leute steigen aus, der Guide stellt sich allein mit fünfzig Ausweisen an den Schalter, schiebt ein paar Scheine rüber und der Beamte stempelt im Akkord.

Ein etwa sechsjähriger Junge läuft an mir vorbei, die Mutter (ihr fehlen an jedem Fuß drei Zehen) zieht ihn grob an der Hand hinterher, dem Bub waren die Sandalen zu klein, da wurden die hellblauen Plastikschuhe einfach vorne aufgeschnitten, sodass er nun lediglich vorne zwei knappe Zentimeter übersteht und hinten drei. Ein zahnloser Mann ganz ohne Schuhe, dafür aber mit besudeltem Käppi klopft mir plötzlich auf die Schulter, ich kann seinen Geruch kaum ertragen, da schreit er von allen guten Geistern verlassen „Gringa! Gringa!“ und will mich an der Hand ziehen, 15 Zentimeter vor meinem Gesicht bellt er wieder los „Gringa! Gringa“, durch seinen zahnlosen Mund ergießt sich ein Spuckeregen auf mein Gesicht. Na Bravo! Wo bleiben denn die Jungs, verdammt noch mal.

Gerade als es Isabell und mir ein wenig mulmig zumute wird, eine Traube von Männern hat sich um uns herum gebildet, da erscheinen Georg und Francesco mit Jose erneut. Ihre Gesichter sprechen Bände, auch sie sind völlig entnervt. Hinter den Dreien laufen nochmal Fünf, die ihnen irgendetwas verkaufen, aufschwatzen und andrehen wollen. Kaum haben wir diesen Stress hinter uns, geht dieselbe Nummer auf Nicaraguanischer Seite los. Das gleiche Spiel von vorne: zehn Männer um uns herum, jeder winkt mit anderen Zetteln, Auto- und Personenversicherung, plus Super-Seguros für weiß-Gott-was, die wir einfach nicht überreißen. Wir bezahlen schlußendlich 50 Cordobas für die Schlepper, 12 Dollar (mal 21= Cordobas) für die Autoversicherung und nochmals 12 Dollar für die Personeneinreise, die der Grenzer vor lauter Trubel vergisst zu kassieren.

Als wir denken, nun bereits fertig zu sein fahren wir los und werden von einem Polizisten in dunkler Uniform angeschrieen. Er hat schon seine Waffe schussbereit. „Alto!“ - hierhin sollen wir fahren. Entgegen dem Verkehr sollen wir links einparken. Aussteigen, Kofferraum auf, Kisten öffnen, Fragen über Fragen. Nach weiteren zehn Minuten ist seine Neugierde gestillt, er hat den Wasserhahn einmal aufgedreht, unsere Schuhe ausgeräumt und über die Toilette gelacht - wir dürfen die Plastikschnur passieren, die er nun auf den Boden legt. Wir fahren darüber. Heureka! Wir sind in Nicaragua!

SOMOTO II

Sonntag, 20.03.2011

eis-canyoning

“Shit, ist das kalt!“- wir waten durchs Wasser, steigen über glitschige Steinfurchen, um gleich darauf wieder im eisigen Nass zu schwimmen. Zum Glück haben wir Schwimmwesten an, denn bei diesen Temperaturen kann man das automatische Kraulen mit den Händen schon mal aufgrund von Ohnmachtsgefühlen vergessen.

Wir watscheln, springen und hechten in unserer ersten Canyoning-Erfahrung durch den Rio Coco. Arielle, nicht die Meerjungfrau, sondern unser Tourguide legt ein Speed-Tempo vor, das nur die Rennmaus Gonzales noch toppen würde. Nach fünf Stunden kehren wir glücklich, hechelnd, entkräftet, völlig durchnässt und vor Kälte zitternd, aber durch Erfahrungen bereichert wieder zum Restaurant „El Mirador“ zurück, wo wir umsonst auf dem Parkplatz stehen dürfen. Lediglich ein paar Drinks sollen wir konsumieren, meint Besitzer Franco, vielleicht etwas essen, dann können wir Toilette und Duschen hier benutzen. So läuft es jetzt immer öfter, schon im Ort „Valle de Angeles“ haben wir bei der Gaststätte „Trapiche del Valle“ nachgefragt und durften im bewachten und vergitterten, großen baumbewachsenen Parkinglot übernachten. Campingplätze in Honduras, respektive Nicaragua? - Fehlanzeige! Nette Menschen, entgegenkommendes Verhalten, Sicherheitsvorkehrungen? - Bingo, Volltreffer!

So feiern wir mit Franco´s Freunden am Pool vor der mit Leintuch bespannten Riesenkinowand die halbe Nacht durch, testen nicaraguanisches Tona-Bier (20 Cordoba/ 0,66 Euro) und Barbacoa-Grill-Platte (für 4 Personen 400 Cordobas/ 14 Euro), schauen mexikanische Boxkämpfe, wo das Blut im Großformat spritzt – und werden für die lokale Zeitschrift fotografiert und interviewt.

MANAGUA

Montag, 21.03.2011


werkstatt- und badewannentermin

“Hola!... Nuestro Toyota necesita un servicio grande y ademas:
-Cambiar los neumaticos en cruz
- verificar y ajustar (si necesario) los cojinetes por los neumaticos
- verificar el valvula distancia
- parabrisas nuevos
- cambiar el filtro de aire y los diesel-filtros en la tuberias por
primera y segunda deposito y hay un ruido, cuando manejemos sobre un tumulus... Podria escribir una oferta detallada, por favor?“

(„Hallo!...Unser Toyota braucht einen großen Kundendienst und ausserdem: - Reifen diagonal durchwechseln, Radlager prüfen und justieren, wenn nötig, überprüfen des Ventilspiels, neue Scheibenwischer, Luftfilter austauschen und Dieselfilter des ersten und zweiten Tanks auch - und da ist so ein Geräusch, immer wenn wir über einen Tumulus fahren... Könnten Sie uns bitte ein detailliertes Angebot schreiben?)

Puh, das war schwer! Wir sind in der uns wärmstens von Hans-Peter empfohlenen Toyota-Werkstatt in Managua und versuchen, uns Manuel, dem Assistenen des Werkstattleiters verständlich zu machen. Konnte ich mir vor einer Woche noch nicht mal die deutschen Worte für die Motorinnereien vorstellen, so stehe ich heute mit Georg in der Werkstatt und spreche sie in Spanisch. Natürlich sind wir gut vorbereitet dort aufgeschlagen, haben Tags zuvor alle Worte mühselig im Diccionario zusammengekratzt und die Punkte aufgesetzt. Manuel versteht uns offensichtlich gut, denn sofort öffnet er die Motorhaube, steckt den Kopf hinein und spricht drauf los. Genau davor hatten wir Angst, denn Fragen stellen geht ja mittlerweile, aber was dann so als fünf-Minuten-Antwortsatz in Maschinengewehr-Stakkato herauskommt - aqui hay gato encerrado en la mayoria de los casos (das kommt mir meistens spanisch vor).

Na gut, irgendwie geht’s, Manuel fährt Vally in die blitzblank saubere Toyota-Werkstatt hinein, vom verglasten Wartesaal aus sehen wir, wie das Auto auf die Hebebühne kommt und zwei Mechaniker darunterlugen. Georg winkt Vally wie einem Baby hinterher, das man im Krankenhaus zurücklassen muss. Der Arme. Manuel versichert uns, morgen um 7.00 können wir Vally wieder abholen. Morgen? 7.00 Uhr? - Ja, klar, meint er, wir arbeiten hier 24 Stunden.

Mit gutem Gefühl laufen wir zu Fuß zum „Holiday Inn“, das Hotel liegt gerade mal 15 Gehminuten vom „Casa Pellas Toyota“ entfernt und so haben wir uns auf die kostspieligen Nächte hier eingelassen. Doch, hey, was soll´s? Wenn wir schon 300 Euro für den Toyo ausgeben, können wir das für mich allemal! Hallo: Vier Wände! Badewanne! Plasmafernseher! Glänzendes Bad! Großer Pool! - Noch Fragen?

BLOG Bilder