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MONTEVIDEO

Donnerstag, 17.11.2011

thermoskannen und briefmarken

„Si, claro. Es norrrmall!“ nuschelt die muffig dreinblickende Rezeptionistin unseres Hotels Iberia mit dünnen Lippen, während sie geräuschvoll den letzten Schluck Mate aus dem Bombilla zutzelt.

Carmen-Eva guckt nicht nur applausverdächtig motzig, ganz in schwarz gekleidet mit streng zurückgegeltem Schneewitchenhaar ist die End-Vierzigerin mit Düster-Augen auch noch mit Türsteher- nein, sagen wir Rausschmeisser-Blick gesegnet. Absolute Hotel-Fehlbesetzung. „En la farmacia?“ frage ich ungläublich. „Si, claro! - Listo.“, spricht´s lispelnd, dreht sich um und schlürft exzeptionell schrullig von dannen. So betrete ich die nächstgelegene Apotheke der Avenida 18 de Julio, und tatsächlich, dort sind neben diversen Tablettenpackungen und Cremetiegeln auch Parfümflakons, Batterien und Briefmarken dekorativ aufgereiht. „Si, claro!“, lächelt die fröhliche Apothekerin, natürlich könne ich hier meine frankierten Postkarten auch wieder abgeben, „no problema, es norrmal!“. Andere Länder, andere Suppen und auch Sitten.

Listo mit Erledigungen schlendern wir nun langsam durch die kleine City mit ihren neoklassizistischen Bauten, wir gucken am Plaza de Independencia vorbei an buschigen Palmen hinauf zu den 26 Stockwerken des imposanten Palacio Salvo, links von uns glänzt das majestätische Teatro Solis mit seinen acht markanten Säulen in der Nachmittagssonne. Unter dem massiven Torbogen der Puerta de la Ciudadela spazieren wir nun in die turbulente Innenstadt, knallvolle Geschäfte und improvisierte Stände der Künstler reihen sich charmant aneinander. Bummeln und shoppen scheint auch hier die uneingeschränkte Lieblingsbeschäftigung Aller zu sein, die Stadt ist jedenfalls randvoll, und randvoll sind auch die Matebecher.

Unverzichtbares Accessoire ist die silberne Thermoskanne unterm montevideanischen Arm, die Hand umklammert lässig den bunten Becher. Man läuft, quatscht, raucht, shoppt und schlürft, was Bombilla (der spezielle Strohhalm mit Filter) und Tee hergeben, zwischendrin wird heisses Wasser nachgekippt!

Wir machen uns auf den Weg zur Ciudad Vieja, dem alten Viertel, laufen vorbei am Plaza Constitution – dutzende Flohmarktverkäufer haben ihr Bündel Antiquitäten am Boden ausgebreitet, alte Männer spielen Schach am urigen Holztisch, dudelnde Musik läuft vom Band. Am zierlichen Mehrschichtbrunnen unter blühenden Bäumen geht’s direkt hinein in die prunkvolle Iglesia Matriz, eines der Wahrzeichen Montevideos. Wieder draußen, biegen wir nach rechts und sehen schon bald abgeschmackt heruntergekommene Hausbaracken, aber auch malerische Stadtvillen mit klassischen Kaskaden in zauberhaft angelegten Parks. Natürlich fehlt in keinem „Parque“ die prunkvolle Reiterstatue, hier und da ein neckisch plätschernder Springbrunnen eingebettet in stilvolle Marmor- und Eisenkonstruktionen.

„Delicioso, aqui!“, „Muy rico!“ Quieres ver la carta?“ „Ascha, ascha, ascha!“ tönt es von Nahem, vom Mercado del Puerto wehen uns nicht nur schallende Geräusche, sondern auch süß-deftige Rauchwolken entgegen, die Luft ist erfüllt von Gewürzen und Gebratenem. Beim Eintreten sehen wir vor Grillfleisch und grauen Schleiern in der Dunkelheit erstmal nichts; als sich unsere Augen daran gewöhnen, das Bild langsam wieder klar wird, erblicken wir riesige Roste, vollbelegt mit Fleisch, Würstchen und Gemüse, es dampft und schwelt und brutzelt und raucht. Von allen Seiten schreien die Grillmeister, sie wären die Besten, die Gerichte die Günstigsten, die Schmackhaftesten und Köstlichsten, bei Ihnen müsse man essen.

Die Preise sind dank der Konkurrenz moderat und so gönnen wir uns ein Chivito. Das klassische „Gericht für zwischendrin“ ist eine Magenbombe, ich kriege die dicke Semmel nur unter größtmöglicher Anstrengung zwischen meine Zähne, ist sie doch zehn-Zentimeter hoch belegt mit knusprigem Steak, saftiger Tomate, cremigem Käse, knackigem Salat, gekochtem Schinken, gebratenem Speck, ach, und Zwiebeln und Oliven müssen auch noch drin sein. Ja, das war dann die kleine „Zwischenmahlzeit“, wie uns der Ober das Brötchen verkauft hat, mit gratis Kiefersperre, aber superlecker. Um den ersten Tag abzurunden, schlendern wir nun weiter zu den Ramblas, der Flaniermeile am Stadtstrand.

Am östlichen Ufer des Rio de la Plata gelegen, hat Montevideo den Vorzug eines kilometerlangen City-Beaches. Dort stolzieren die braungebrannten Schönheiten, spielen die Jungs Beachvolleyball, trinken die Chicas Cocktails, einige baden auch schon, es spielen die Kinder im Sand und schieben die Mamis ihre Kinderwagen, zwischendrin wird gejoggt, inline-geskatet und gewalkt, was Turn- und Rollschuhe hergeben. Traumhafte Kulisse und das bei blendendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen! Wir bestellen in der Happy Hour zurück in der Fußgängerzone noch einen Drink in der Bar, wundern uns über die Klingelton-Übergänge des sichtlich stolzen DJ´s, der zwischen jeden Song einen Helikopter-/Ring-/Grunzton legt und anschließend gockelhaft in die Menge guckt, ob denn jemand diesen denkwürdigen Moment auch mitbekommen hat. Irgendwie sind wir leider im falschen Club gelandet, die Männer nasal, die Mädels affektiert, die Kellner arrogant, der DJ unfähig, stellen wir fest: wir müssen gehen!

So wandeln wir im romantisch beleuchteten Montevideo zurück zu unserer Unterkunft, vorbei an kolonialen Bauten, dekorierten Fassaden, lachenden Mate-trinkenden Menschen, verführerischen Heladerias und hohen Puschelpalmen und genießen die ausgelassene Schönheit der Stadt. Bei der Rückkehr strotzt unsere Lieblings-Rezeptionistin im Hotel mal wieder vor Lebensfreude, knallt uns den Schlüssel hin und raunt übellaunig „listo“. Ach ja, unsere Carmen-Eva!

Als ich in der blubbernden Massage-Badewanne liege (manchmal muss man sich was gönnen), denke ich bei mir, dass unser Parkplatzwächter sich mal um die Stelle bewerben sollte: der dreißigjährige Rodriguez strahlt tagein, tagaus und gibt zusammen mit dem auf seiner Schulter sitzenden Papagei Polli ein liebenswertes Duo ab.

Während er am nächsten Tag hinter seiner Glasscheibe sitzt und die Rechnung für heute schreibt, einen Schluck Mate zieht und den Schnabel seines Papageien streichelt, schwärmt er: „Nie würde ich hier wegziehen! Wart ihr schon an den Ramblas? Und am Plaza Independencia? Und habt ihr schon Mate getrunken? Wollt ihr einen Schluck? Gefällt es euch hier? Habt ihr die wunderbare Iglesia Matriz besucht? Und Chivito gegessen? Und seht euch doch nur den Sonnenuntergang an! Nirgendwo geht die Sonne schöner unter als hier!“. Polli thront derweil auf der breiten Schulter, dreht den Kopf und kräht unermüdlich „Hola! Hola! Hola!“.

Ich bin für´s Team Polli-Rodriguez statt Carmen-Eva!

SANTA TERESA

Sonntag, 20.11.2011

im militÄrcamp

„Oh oh oh, I´m in the army now, oh oh“, beim Anblick der Duschen und Toiletten komme ich mir ein bisschen vor wie im Song von „Status Quo“. Ein Schild an der Türe besagt (spanisch): „Ladies, 5 Minuten reichen, bitte auch zum Duschen!“. Metallischer Glanz herrscht vor, die Duschen besitzen keinerlei Dekoration - doch ich bin zu wählerisch, ein einfacher Vorhang hätte mir auch gereicht.

Doch nichts da, wer wird denn verweichlicht sein? Das Wasser ist eiskalt, doch genau darum reichen dann auch die fünf vorgeschlagenen Minuten. Trotz allem gefällt es uns hier im Militärareal von Santa Teresa ziemlich gut. Eingebettet in reiche Vegetation, duftende Eukalyptusbäume, wilde Blumen und dicke Palmen liegt das idyllische Camp. Morgens schaut ein ziemlich wohlbeleibter Leguan zum Frühstück vorbei, legt sich gut getarnt auf den goldgesprenkelten Waldboden, streckt alle Viere von sich und tankt Sonne. Wir hingegen tanken Ruhe, nach all den Stadttouren, planen die weitere Reise und können uns mal wieder eingetauschten deutschen Schmökern hingeben.

Uruguay hat uns mit weiten Weizenfeldern, braunen Ackern, sanften Hügeln und grünen Tälern stark an zu Hause erinnert. Traktoren hier, wiehernde Pferde dort, sattgrüne Laubbäume zwischendrin, alte Bauernhäuschen am Rande, darüber einwandfreier weiß-blauer Himmel – die pure bayrische Land-Idylle. Von Montevideo aus befuhren wir die gut ausgebaute Ruta 1, hielten uns an der Küste, blieben eine Nacht direkt am Meer bei Piriapolis, nach ein paar Strandmeilen erreichten wir dann Punta del Este. Der Ort der „Reichen und Schönen“, ein internationaler Badeort am Meer hat uns weniger beeindruckt, dämonenhafte Hotelkomplexe, von superluxuriös bis superkitschig, allen jedoch hohe Preise gemein, ein Strandleben, das Rimini vor Neid erblassen lässt und jede Dame führt mit hoher Nase ihren weiß-geschniegelten Pudel spazieren. Klischee pur, doch es wird sofort bedient!

Als wir uns die Küste hocharbeiten, treffen wir auf ein nettes Fleckchen Erde, Playa Pedro der Name – heller Strand zieht sich endlos dahin, ein paar Surfer probieren ihr Glück auf die perfekte Welle, die 24 Grad sind angenehm und der gratis Stellplatz auf den Klippen mit Panoramablick verheißungsvoll. Leider laden die Temperaturen noch nicht wirklich zum Bikini-Tragen-und-nass-Nutzen ein, so halten wir weiter Kurs gen Norden. Im Supermarkt überrascht die breite Vielfalt an deutschen Lebensmitteln, die Worte „Schlagsahne“, „Karamellcreme“ und „Werther´s Echte“ stehen drauf und beim Cervezza sieht es erst recht glänzend aus: „Dunkelbier“, „Munich Negro“, „Salvator“, „Paulaner Weisse“, „Erdinger Weissbier“ in Hülle und Fülle.

Gerade als ich davor stehe und mich nicht entscheiden kann, spricht mich Heinz an. Der 67-jährige Deutsche lebt seit 12 Jahren in Uruguay, ihm gefallen die sanften Hügel, breiten Wälder und großen Wiesen ringsum. „Meine Finca ist umringt von Weizenfeldern, ich mag das“, meint er lakonisch „jetzt könnte ich mir das wohl nicht mehr leisten, das Land ist so teuer geworden. Doch damals war ja hier alles noch spottbillig. In Deutschland hätt´ ich mir nie so ein großes Haus leisten können! Mit meiner Rente geht’s jetzt gerade so rundum, aber is ja auch egal, wir brauchen ja nicht mehr so viel, meine Frau und ich!“.

In Santa Teresa angekommen werfen wir einen Blick auf die alte Festung, brutzeln uns Steak auf dem Feuer, laufen am Strand spazieren und freuen uns des Lebens und der kalten Dusche am Morgen.

„Si, claro – es norrmall!“.

Quebrada de los Cuervos

Donnerstag, 12.01.2012

Es geht nach Afrika!

Nach unserem Brasilien-Ausflug zu den Foz do Iguacu kehren wir nach Uruguay zurück. Ein paar Tage Wandern in den Quebradas, Entspannen unter Leguanen (die Vinophil sind!) und Schwitzen unter der uruguayischen Mega-Sommer-Sonne (42°).

Doch jetzt muss es raus, d i e Neuigkeit Nummer eins: AFRIKA!
Es geht nach Afrika! JA, WIR IN AFRIKA! BALD, GANZ BALD! Aaaaaaaaaffriiiiiiiiikaaaaaaaaa, ohh-ehh-ooh-eeh, oh-eh-ooh-ooh-ahh, bum-bum (= Gesang mit Buschtrommeln, ja ja, bin ganz aus dem Häuschen!).

Wir werden unseren nächsten Traum verwirklichen, nach diesen 19 sensationellen Monaten Südamerika geht´s nun direkt auf den schwarzen Kontinent. Wir lieben das Reisen, die täglichen Herausforderungen und das persönliche Wachsen daran. Ich fühle mich so nah dran am Leben, es ist prickelnd und aufregend!

Allerdings noch viel aufregender: die Details der Verschiffung...unfassbar, doch das Martyrium derselben liegt hinter uns! Naja, also fast, Vally ist weg. Zumindest das. Jetzt wollen wir mal hoffen, er kommt auch in Afrika an.

Es waren ja lediglich um die 2300 Emails und 1245 Skype-Telefonate, die wir seit der Ilha Santa Catarina schrieben und führten. Der helle Wahnsinn! Leider versucht so ziemlich jeder Agent, Dich zu bescheissen, Posten aufzulisten, die kein Mensch entschlüsseln kann, Kosten zu addieren, die an den Haaren herbeigezogen sind, etc. Letztenendes haben wir uns nun für Frau Barbeito und "Hamburg Süd" entschieden (Sitz in Montevideo). Diesmal kein RoRo, sondern ein Container, da wir im sympathisch-netten Bruno in Santa Catarina den richtigen Menschen fürs Teilen des Containers gefunden haben (allein zu teuer). Der 48-jährige Franzose tingelt seit 14 Jahren mit dem ausgebauten Toyota allein um die Welt und möchte sich nun selbst wieder auf den Weg nach Afrika machen. "My first love", sagt er, er verbrachte schon sieben Jahre auf diesem Kontinent. Gemeinsam erledigen wir den Email-Terror, organisieren Telefonate, Container, Verabredungen, Flugbuchungen und Hotelreservierungen.

Nun sind wir natürlich mit unserer Höhe von 2,83 m exakt 15 cm zu hoch für den Durchschnittscontainer (Einfahrtshöhe 2,58 m). So weit, so schlecht. Doch wir haben uns Metallräder anfertigen lassen (leider nicht gerade billig), die uns schon mal 12 cm sparen. Dann wird Vally noch mit LKW-Spanngurten in die Blattfederung gedrückt, sodass wir auf eine maximale Gesamthöhe von 2,57 m kommen und so geschmeidig in den Container passen. Mit sage und schreibe einem ganzen Zentimeter Spielraum...Also, so zumindest der Plan.

RoRo scheint extrem aufreibend zu sein, so ziemlich jeder Ex-Afrika-Fahrer, den wir trafen hatte Schäden, Einbrüche und Verluste am Auto zu bedauern, sodass wir uns schlicht und ergreifend aus Sorge um Vally und unsere Besitztümer für den Kasten entschieden haben. Der wird verblombt, und gut is. Hoffentlich.

Auch der Papierkram hat nun ein Ende: das Carnet de Passage (braucht man für die Autoeinfuhr in vielen afrikanischen Ländern) ist beim ADAC beantragt und kommt "Inshallah" am 7.2. in Port Elisabeth an (wie wir, "Inshallah", auch), Versicherungsabschlüsse sind fast fertig ausgehandelt, Office-Arbeiten erledigt.

Die nächsten Tage für uns? Wir bleiben ein paar Nächte im Hotel in Montevideo, bevor wir per Schiff nach Buenos Aires reisen. Eine Woche Urlaub dort und dann geht´s im Flugzeug nach Kapstadt. Nach 10 Tagen fliegen wir weiter nach Port Elisabeth, der Zielhafen für Vally...

Boah, ich brauch´ Urlaub vom Urlaub....klingt jetzt fies, ich weiß...

Montevideo

23.01.2012

Was nicht passt wird passend gemacht

Gustavo verschließt sorgfältig die orangen Türen, bringt das leuchtende Siegel am Container an, gratuliert uns zur erfolgreichen Verladung und knüpft uns 1500 Dollar ab. Doch wir sind erleichtert und wäre es hier nicht auffällig unangebracht, würde ich anfangen zu hopsen aus lauter Freude.

Wir sind am Hafen von Montevideo, Vally hinter Schloss und Riegel, wir aus dem Häuschen. Der Plan ist aufgegangen, unser Auto passt um Haaresbreite, ja wie angegossen in den blechernen Verschiffungscontainer. Nachmittags um 14.00 treffen Bruno und wir unseren Agenten Gustavo am Hafengelände, er wiederum hat Cristina im Schlepptau, die Lady vom Zoll. Während Georg schon die Reifen abmontiert, um die neuen Stahlräder anzubringen, begutachtet sie unsere Autos, lässt sich Innenausbau und Co zeigen, füllt ein paat Papiere aus, ist bald zufrieden und lässt uns allein. Mit Anlauf passt Bruno in den Container, der nun nochmals dank Verbeulung einen knappen Zentimeter niedriger ist, als gedacht - knapp, aber passt.

Als ich sehe, wie verdammt eng das in der Einfahrtsöffnung für ihn aussieht, sehe ich zum ersten Mal schwarz und bete und hoffe und bange. Doch dank der Metallräder schrumpft Vally ordentlich, ein Gabelstapler ist schnell zur Hand, so geht das Ganze ohne Wagenheber zeitsparend über die Bühne. Die letzten Zentimeter werden mit LKW-Zurrgurten rausgequetscht. Nun ist der Toyota zwar schon tiefergelegt, aber natürlich noch nicht im Container, Georg fährt an und...rammdammdammdamm...die vier Tonnen unseres Autos graben sich auf den 2-Zentimeter-Scheiben in den Schotterboden. Verdammt! Damit hatte niemand gerechnet, loser Schotter! Auf Asphalt kein Problem, doch hier versinkt Vally und schneidet scharfe Kanten in den weichen Boden.

Vally sitzt fest. Wir haben ein Problem. Wir legen die mitgebrachten Metallschienen unter – eigentlich zum Schutz für den soften Holzboden des Containers gedacht – doch wir brauchen sie nun. Klappt nicht. Sie rollen sich unter dem Gewicht wie Papierstreifen hoch und verklemmen sich zudem im Radkasten. Weg damit. Nun sind die Holzbretter dran, etwas mehr Grip? No, nix-do. Geht gar nicht, im Nu sind die Dielen in zwei Teile geschnitten, exakt wie mit einem Schneidbrenner. Vier Tonnen Gewicht! Also gut, neue Strategie: die Männer schieben. Sieht von Weitem lustig aus, offener Container, Auto halb drinnen, zehn Männer drücken vier Tonnen in eine Metallbox. Wird nix, war ja klar.

Neuer Geistesblitz: der Gabelstapler! Er hebt den Toyota hinten an, nimmt das Gewicht vom Boden, schiebt langsam vorwärts. So scheint´s zu klappen. Knapp, aber geht. Oben sind´s noch gute vier Zentimeter Spielraum, wesentlich mehr als gedacht. Langsam aber stetig geht’s durch die Öffnung, immer weiter in den Container hinein. Hey! Passt! Wow! Wir sind drinnen!

Verschwitzt (45 Grad im Container), verdreckt (Staub überall) und verschmiert (schwarze Autopampe) blitzen unsere Zähne, als Gustavo schlussendlich den Kasten verblombt! Nun gibt’s Champagner!

Auf dieses Hochgefühl folgt sogleich die Ernüchterung: unsere erste Unterkunft ist eine reine Katastrophe! Im „Porthostel Montevideo“ sind wir für 54 Dollar in einer Besenkammer untergebracht. Das Zimmer ist mit seinen acht Quadratmetern genau 40 Zentimeter größer als das selbstgebastelte Stockbett. Kein Fenster, kein Stuhl, kein Schrank, noch nicht mal ein Papierkorb. Vom Bad ganz zu schweigen. Ehrlich gesagt, das wäre kein Problem bei 30 Dollar weniger. Doch für 54 Dollar sind wir enttäuscht, leider ist kein anderes Zimmer frei. Wir versuchen die positiven Seiten zu sehen: es ist sauber, keine Tiere, Laken frisch, das Zimmer müffelt nicht, Klopapier auf den Toiletten – und auf Nachfrage werden uns sowohl Stuhl als auch Ventilator gebracht.

>>WEITER GEHT'S IN BUENOS AIRES...

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